Die spanische Wirtschaft schlittert zum zweiten Mal seit 2009 in eine Rezession. Die Renditen für spanische Anleihen steigen über sechs Prozent.
Das gegen Schuldenkrise und Rezession kämpfende Spanien gerät an den Finanzmärkten immer stärker unter Druck. Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen stiegen am Montag zum ersten Mal in diesem Jahr über die kritische Marke von sechs Prozent. Sie legten um 0,13 Punkte auf 6,12 Prozent zu. Viele Experten halten ein Niveau von mehr als sechs Prozent für langfristig nicht tragbar.
Die Kosten von Kreditausfallversicherungen für spanische Staatsanleihen kletterten sogar auf ein Rekordhoch: Um Bonds mit fünfjähriger Laufzeit im Wert von 10 Mio. Dollar (7,6 Mio. Euro) vor einem Verlust zu schützen, wird eine jährliche Versicherungssumme von 520.000 Dollar verlangt.
"Voll zurück im Krisenmodus"
"Wir sind voll zurück im Krisenmodus", sagte Rabobank-Analyst Ly Graham-Taylor. "Es sieht immer mehr danach aus, als ob Spanien irgendeine Art von Rettung braucht." Ausgelöst wurde der Zinsanstieg von anhaltenden Sorgen um die spanischen Banken. Sie liehen sich im März 316 Mrd. Euro von der Europäischen Zentralbank (EZB) - rund doppelt so viel wie im Februar. Viele Geldhäuser leiden unter den Folgen der in den vergangenen Jahren geplatzten Immobilienblase.
Die sechs Prozent gelten als psychologisch wichtig, weil sich in der Vergangenheit der Zinsanstieg beim Überschreiten dieser Marke beschleunigt hat. Griechenland, Irland und Portugal mussten bei einem Niveau von mehr als sieben Prozent in die Arme von EU und Internationalem Währungsfonds flüchten, weil sie nicht mehr genügend private Geldgeber fanden.
Zurück in der Rezession
Die spanische Wirtschaft ist nach Einschätzung der Regierung zu Jahresbeginn erneut geschrumpft und steckt damit zum zweiten Mal seit 2009 in einer Rezession. "Das erste Quartal dürfte genauso ausgefallen sein wie das letzte Quartal des vergangenen Jahres", sagte Wirtschaftsminister Luis de Guindos in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung "El Mundo". Im Schlussvierteljahr 2011 war das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent gesunken. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer Rezession gesprochen. Vor wenigen Wochen habe er aber mit einem noch viel deutlicheren Rückgang gerechnet, sagte der Minister.
Um die Konjunktur anzukurbeln, will die Regierung mittelständischen Unternehmen einen besseren Zugang zu Krediten verschaffen. "Wir werden einen Markt für Unternehmensanleihen vorantreiben, der für mittelständische Firmen sehr attraktiv sein könnte", sagte de Guindos. Die Unternehmen leiden unter einem schlechten Zugang zu frischem Geld. Die Kreditvergabe sei zuletzt um vier Prozent geschrumpft.
Euro rutscht unter 1,30 Dollar
Die Furcht vor einer Verschärfung der Finanzlage Spaniens hat am Montag weitere Anleger in den "sicheren Hafen" Bundesanleihen getrieben. Die Rendite für die zehnjährigen deutschen Papiere war mit 1,628 Prozent zeitweise so niedrig wie noch nie. Im Gegenzug kletterte der Bund-Future auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 140,51 Punkten und lag damit nur knapp unter seinem Rekordhoch vom März. Angesichts der hohen Risikoscheu werde diese Marke im Tagesverlauf sicherlich geknackt, sagte ein Börsianer.
Auch vom Euro wendeten sich einige Investoren ab. Er rutschte zeitweise auf ein Zwei-Monats-Tief von 1,2993 Dollar und kostete damit einen knappen US-Cent weniger als zum New Yorker Freitagsschluss. Aus charttechnischer Sicht sei ein Rückschlag auf bis zu 1,2860 Euro möglich, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke.
(APA)