SPÖ überlegt Arbeitszeitverkürzung - IV ortet "Irrweg"

SPÖ-Initiative zu Arbeitszeitverkürzung: IV ortet
SPÖ-Initiative zu Arbeitszeitverkürzung: IV ortet "Irrweg"(c) dapd (Ronald Zak)
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Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung und FPÖ-Wirtschaft lehnen eine Verkürzung der Arbeitszeit strikt ab. SP-Chef Faymann will darüber zumindest diskutieren.

Die SPÖ liebäugelt mit einer Verkürzung der Arbeitszeit und sorgt damit für heftige Kritik. Von einem "unverantwortlichen Irrweg" sprach Industriellenvereinigung-Präsident Veit Sorger am Dienstag in einer Aussendung. Mit einer Reduzierung würden heimische Arbeitsplätze gefährdet. Es sei falsch zu glauben, dass grundsätzlich durch eine Arbeitszeitverkürzung Arbeit einfach auf mehr Arbeitskräfte verteilt werden könne.

Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl erklärte, kürzere Arbeitszeiten wären "nicht nur kontraproduktiv, sondern auch gefährlich". Ein solches Modell "würde die Standortqualität Österreichs aufs Spiel setzen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Unternehmen schwächen".

Der Obmann des Rings freiheitlicher Wirtschaftstreibender, WKÖ-Vizepräsident Fritz Amann, sprach von "realitätsfremder Polit-Propaganda". Mehr Beschäftigung könne man vielmehr mit einer Senkung der Lohnnebenkosten, weniger Steuern und Abgaben sowie eine effiziente Förderung der betrieblichen Lehrlingsausbildung erreichen.

Wie die "Presse" berichtet hat, wird im Rahmen der Initiative "Österreich 2020" der SPÖ über eine Reduzierung der Arbeitszeit nachgedacht. SP-Sozialminister Rudolf Hundstorfer sagte dazu am Dienstag, dass bereits jetzt eine Million Menschen 38,5 Stunden arbeiten würden: "Wenn man das weiter ausbauen könnte, wäre das nicht schlecht".

Faymann zurückhaltend

SP-Bundeskanzler Werner Faymann gab sich zurückhaltend. Im Zuge des Projekts würden mehrere Modelle diskutiert, erklärte er. Einer der Punkte davon sei der Bereich Arbeit, und eine Arbeitszeitverkürzung gehöre auch zu den diskutierten Modellen.

VP-Vizekanzler Michael Spindelegger erklärte, jeder könne "seine Schwerpunkte" präsentieren. In seiner Partei habe er dies jedenfalls nicht als Schwerpunkt geortet. Auch angesichts der niedrigen Arbeitslosigkeit sehe er das Thema nicht vordringlich.

Gewerkschaft für Verkürzung

Zustimmung zu der "Österreich 2020"-Initiative kam hingegen von der Gewerkschaft. "Arbeitszeitverkürzung sichert Lebensqualität und Arbeitsplätze", erklärte der Leitende Sekretär des ÖGB, Bernhard Achitz. Er plädiert vor allem für eine Reduzierung der Überstunden: "Als Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung könnte man damit beginnen, die Überstunden zu reduzieren, indem man sie für die Arbeitgeber teurer macht. Und zwar um einen Euro pro Überstunde, der jeweils zur Hälfte an Arbeitslosen- und Krankenversicherung fließen sollte." Achitz verwies darauf, dass alleine im dritten Quartal 2011 laut Eurostat 5,5 Millionen Überstunden in Österreich geleistet worden seien - "und das zu knapp einem Viertel unbezahlt".

Eine Verkürzung der Arbeitszeit würde auch keine Arbeitsplätze vernichten - "wie in den Angst- und Panikträumen der Industrie" behauptet werde, so Achitz. Das Gegenteil sei der Fall: Eine Arbeitszeitreduktion um zehn Prozent würde 90.000 zusätzliche Arbeitsplätze bringen. Mit einem Aus für die Überstunden würde man 180.000 Vollzeitarbeitsplätze schaffen, so Achitz.

(APA/Red.)

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