Die Bürgermeisterin wirft Platter "Günstlingswirtschaft" vor, Platzgummer widerspricht.
Innsbruck/Wien/Apa. Wenige Tage vor der Stichwahl um das Amt des Stadtoberhaupts in der Tiroler Landeshauptstadt am 29. April attackiert Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer („Für Innsbruck“) ihren ÖVP-Konkurrenten Christoph Platzgummer sowie ÖVP-Landesparteichef und Landeshauptmann Günther Platter: „Wenn Günstlingswirtschaft einen Namen hat, dann heißt er Platter und Platzgummer“, sagte sie am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Oppitz-Plörer ist selbst ÖVP-Parteimitglied und sitzt im Landesparteivorstand. Nur einen Tag habe es nach der Gemeinderatswahl am Sonntag gedauert, bis die „Packelei“ zwischen Platter und Platzgummer aufgeflogen sei, sagte Oppitz-Plörer. Damit meinte sie eine Aussage des Landeshauptmannes in der „Tiroler Tageszeitung“: Platter sprach sich für eine Koalition zwischen der Stadt-ÖVP und „Für Innsbruck“ aus. Die Kür Platzgummers zum Spitzenkandidaten wenige Wochen vor der Wahl habe nur den Zweck gehabt, einen „Statthalter“ zu inthronisieren und von „Problemen abzulenken“, erklärte die Bürgermeisterin. Es gehe nur um den Machterhalt und um den Kopf des Landeshauptmannes, kritisierte Oppitz-Plörer. In einer Aussendung meldete sich am Dienstag auch Platzgummer zu Wort. Er wies die Vorwürfe seiner Kontrahentin zurück. Dieser Stil sei „eines Bürgermeisters von Innsbruck nicht würdig“.
Konsequenzen bei SPÖ
Allerdings: Eine Koalition mit der ÖVP schloss Oppitz-Plörer nicht aus. Die Volkspartei legte bei der Wahl um über sieben Prozentpunkte auf 21,9 Prozent und neun Mandate zu. „Für Innsbruck“ verlor sechs Prozentpunkte und kam auf 21 Prozent der Stimmen. Bei der Bürgermeisterdirektwahl hatte Oppitz-Plörer mit 31,3 Prozent knapp die Nase vor Platzgummer, der auf 28 Prozent kam.
Inzwischen gibt es nach der Wahlschlappe der SPÖ bei der Innsbrucker Gemeinderatswahl erste personelle Konsequenzen: Die Spitzenkandidatin der SPÖ, Stadträtin Marie-Luise Pokorny-Reitter kündigte am Dienstag an, nicht mehr für eine Funktion in einer künftigen Stadtregierung zur Verfügung zu stehen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2012)