Copa Cagrana: Vergnügungsmeile der Missvergnügen

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Symbolbild(c) FABRY Clemens
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Copa Cagrana, eine Partymeile, deren zweiter Frühling vor Gericht stecken blieb: Die Stadt will Pächter Norbert Weber per Räumungsklage wegen fehlender Pachtzahlungen loswerden, der wehrt sich erfolgreich. Noch.

Wien. Die Hoffnung stirbt eigentlich zuletzt. Die Hoffnung auf ein Ende des Pachtstreits auf der Copa Cagrana muss dennoch längst künstlich beatmet werden: Dass Betreiber Norbert Weber die Stadt Wien auf seiner Webseite als Partner listet, könnte man angesichts einer seit Oktober 2010 anhängigen Räumungsklage optimistisch nennen. Oder absurd.

„Gelassen“, würde Weber, dessen Lokale rund um den 1. Mai ihre Saison starten, sagen. Der Pächter hofft auf eine Einigung, um seine Pläne zur Neugestaltung zu realisieren. Auf Gestaltungswut ließen Verfallserscheinungen bisher nicht unbedingt schließen. Die Stadt Wien klagt wegen fehlender Pachtzahlungen und nicht genehmigter Baumaßnahmen. Frieden? Sommer 2013. Wenn überhaupt.

Der Hintergrund: Wenn es eine Wiedergeburt von Wiens misslungenem Klein-Rimini geben soll, so will sie die Stadt selbst einleiten. Sie setzt darauf, dass das Bezirksgericht Donaustadt so entscheidet, dass Norbert Weber gehen muss. Dann soll die Wiener Gewässermanagement Gesellschaft (WGM), eine Tochter der Stadt, die Flächen von der MA 45 pachten und neue Gastronomen einziehen lassen. Mehr Gastro, weniger Disco, lautet das vage Konzept, ein konkreter Plan fehlt.

Warum eigentlich? „Wir hängen in einem Verfahren drin, da hat es keinen Sinn, Pläne auszuarbeiten“, so Marlene Auer, Pressesprecherin der zuständigen Umweltstadträtin Ulli Sima. Konkret hat Weber laut WGM kurz vor dem letzten Gerichtstermin Anfang März wieder neue Beweismittel eingebracht. Seitens der Stadt wird dies als Taktik verstanden, die Räumung zu verzögern.  Fest steht für Auer: Eine Luxusmeile soll nicht entstehen. „Es soll aber jedenfalls nicht so versandelt sein wie jetzt.“ Dabei würde Norbert Weber dem Verfall selbst entgegenwirken – sagt er zumindest: Teile für ein schwimmendes Restaurant aus Glas und Metall, ein „Gourmet Island“, habe er gekauft. Er warte auf Genehmigung: „Reduziertes Design, energiesparend, ich baue eh so, wie es Frau Sima will.“

Frau Sima mag es so ähnlich wollen. Aber sie will Weber nicht. So wie die Wiener Gewässermanagementgesellschaft. Von einer „Gänsehaut angesichts der Schießbuden“ spricht Geschäftsführer Martin Jank. Man muss nicht lang fragen, bis er die Meile „abgerammelt“ und „grindig“ nennt. Interessenten für die Neugestaltung gebe es. Die lassen nach Janks Beschreibung jedoch weniger sozial(demokratische) Preisstaffelung vermuten: „Leute, die in der Innenstadt im sehr hochpreisigen Segment verwurzelt sind“, seien interessiert.

Einigung? „Wäre schizophren“

Namen will Jank keine nennen. Gründe, warum man Weber loswerden will, schon: Zwar habe er Nachzahlungen geleistet, „rund 30.000 Euro“ seien aber ausständig. „Herr Weber hatte genug Zeit“ so Jank, „neue Pläne zu genehmigen, während wir klagen, wäre schizophren.“ Weber wirft der Stadt vor, zu viel berechnet zu haben. Jank vermutet, Weber habe über dieselbe Fläche mehrere Verträge abgeschlossen – er hofft zumindest auf Einzelentscheidungen des Gerichts bis Sommer. Offen sind die Interessen der Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum AG (WED), die hinter der Copa Cagrana den DC-Tower baut und einen Ideenwettbewerb für das Areal der Donaucity sponserte. Jank will nichts vom WED-Interesse wissen. Vielleicht ändert sich das, wenn der Rechtsstreit beendet ist.

Die Copa Cagrana soll grundlegend erneuert werden: Die Stadt Wien will die Pachtverträge über ihre Tochter, die Wiener Gewässermanagement Gesellschaft, neu vergeben.
Der jetzige Pächter Norbert Weber wehrt sich gegen die Räumungsklage.
Mehr Gastronomie, weniger Discos – so der Wunsch der Stadt.

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