Die Innsbrucker Bürgermeisterin rechnet mit der VP ab – und setzt alles auf eine Karte.
Getrennt antreten, um gemeinsam zu regieren. Der Wunschtraum der Parteistrategen – die Innsbrucker VP und ihre Abspaltung „Für Innsbruck“ (FI) gemeinsam in einer Regierung unter VP-Federführung – scheint zehn Tage vor der Bürgermeisterstichwahl geplatzt zu sein. Mit ihrem Rundumschlag gegen Tirols Landeshauptmann Günther Platter und ihren Kontrahenten Christoph Platzgummer (beide ÖVP) hat Amtsinhaberin Christine Oppitz-Plörer (FI) das bürgerliche Lager endgültig entzweit.
Auf Landesebene herrsche Stillstand, Günstlingswirtschaft habe einen Namen, den von Platter und Platzgummer, die eine Politshow abziehen würden. Ein Frontalangriff, mit dem Oppitz-Plörer für die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen alles auf eine Karte setzt – um Bürgermeisterin zu bleiben, Grüne und SPÖ für eine Ampelkoalition zu ködern und die aus den Gemeinderatswahlen am Sonntag als stärkste Partei hervorgegangene VP zu brüskieren. So wie die Partei sie brüskierte, indem sie mitten im Wahlkampf ihren früheren Fraktionskollegen als Spitzenkandidaten nominierte.
Auch für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass Platzgummer die Stichwahl für sich entscheidet und zum ersten direkt gewählten Bürgermeister Innsbrucks wird, hält Oppitz-Plörer an ihrem Plan fest, eine Regierung ohne die ÖVP zu bilden.
Ein Szenario, dem die Grünen und die SPÖ nicht abgeneigt wären, wie es aus beiden Fraktionskreisen heißt. Und eines, das die Volkspartei so sehr fürchtet, dass sie all ihre Hoffnungen in eine deutliche Niederlage Oppitz-Plörers bei der Stichwahl am 29. April setzt. „Dann nämlich tritt sie eventuell zurück und macht den Weg frei für jemanden, der keine offenen Rechnungen mit Platzgummer hat und einen gemeinsamen Neustart will“, verrät ein Parteimitglied.
Eine bürgerliche Variante wäre in diesem Fall ein Pakt zwischen ÖVP, FI und der Liste Rudi Federspiel. Möglich scheint zudem eine Allparteienregierung bestehend aus ÖVP, FI, Grünen und SPÖ. Nicht auszuschließen ist schließlich auch eine Koalition zwischen ÖVP, Grünen und Federspiel – ohne FI.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2012)