Cannes: "Ein Feiertag für den österreichischen Film"

Ulrich Seidl Gibt nichts
Ulrich Seidl Gibt nichts(c) EPA (CARMEN JASPERSEN)
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Für Ulrich Seidl gibt es "nichts Besseres", als seinen neuen Film in Cannes vorzustellen. Auch Hanekes Produzent ist äußerst erfreut.

Der österreichische Filmemacher Ulrich Seidl ist wie Regiekollege Michael Haneke heuer im Wettbewerb von Cannes vertreten und freut sich am Donnerstag über "die höchste Disziplin, die man erreichen kann". Hatte der Regisseur ursprünglich angedacht, seine gesamte "Paradies"-Trilogie in einem Event zu präsentieren, wird nun der erste Teil, "Paradies: Liebe", an der Croisette für sich alleine stehen. Unglücklich ist der Wiener darüber keineswegs. "Ich glaube, es gibt nichts Besseres, als wenn eine Trilogie in Cannes im Wettbewerb startet", so Seidl.

In den vergangenen Tagen habe sich bei ihm ohnehin der Wunsch gefestigt, die drei Filme auf diverse Festivals zu verteilen, "weil man dann eine größere Breitenwirkung erzielt, als wenn man alle Filme auf einmal zeigt". Mögliche weitere Stationen, so Seidl: Venedig, Toronto, Berlin oder San Sebastian.

"Paradies: Liebe" startet im Herbst

"So werde ich möglicherweise Interessenten und Zuschauer über einen längeren Zeitraum hin beschäftigen, weil die drei Filme innerhalb eines halben Jahres oder länger präsentiert werden", meinte Seidl, "das ist auch von der Vermarktung und vom Vertrieb her vernünftiger." Im Herbst soll vorerst "Paradies: Liebe" im Stadtkino Filmverleih in den österreichischen Kinos starten.

Mit seinen 21 Konkurrenten im Wettbewerbsprogramm habe sich Seidl bisher noch nicht beschäftigt, der Regisseur probt derzeit in München sein Theaterstück "Böse Buben / Fiese Männer", das auf Texten von David Foster Wallace basiert und am 5. Juni bei den Wiener Festwochen Premiere feiert.

Doppelte Liebe sei "natürlich ein Zufall"

Mit Michael Haneke hat Seidl jedenfalls einen österreichischen Kollegen bei den Filmfestspielen. Dass mit Hanekes "Amour" nun beide heimischen Beiträge die "Liebe" im Titel tragen, sei "natürlich ein Zufall". "Ich wusste gar nicht, dass Hanekes Film so heißen soll", meinte Seidl.

Dass Österreich erstmals doppelt in Cannes vertreten ist, kommentierte Hanekes Produzent Veit Heiduschka als "äußerst erfreulich". Gleich zwei der insgesamt 22 Filme im Rennen um die Goldene Palme zu stellen, spreche "für die heimischen Filmproduzenten und Regisseure".

Während bei "Amour" ein Schlaganfall zur Bewährungsprobe für ein altes Musikprofessoren-Paar und deren Tochter (u.a. Jean-Louis Trintignant und Isabelle Huppert) wird, wirft Seidl in "Liebe" einen Blick auf europäische Frauen, die an den Stränden Kenias junge afrikanische Männer für Liebesdienste aufgabeln. "In einer globalisierten Welt wird das Zwischenmenschliche umso wichtiger", so Heiduschka.

"Feiertag für den österreichischen Film"

"Haneke gegen Seidl - wie sie Film denken und sprechen, wie sie Filme machen, unterscheidet die beiden prägendsten Regisseure des österreichischen Kinos grundsätzlich", meinte Martin Schweighofer von der Austrian Film Commission (AFC). Dass nun beide für den Wettbewerb in Cannes ausgewählt wurden, ist für Schweighofer "ein Feiertag für den österreichischen Film".

Haneke hat bereits 2009 mit "Das weiße Band" in Cannes triumphiert und die Goldene Palme mit nach Hause genommen. Seidl war für "Hundstage" in Venedig mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet und zuletzt mit "Import Export" in den Wettbewerb von Cannes geladen worden.

(APA)

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