Bis Ende Juni bleiben die Pussy-Riot-Mitglieder in Haft. Bei einer Demonstration für ihre Freilassung wurden mehr als 20 Menschen festgenommen.
Sie haben angeblich auf dem Altar des orthodoxen Heiligtums ein Lied gegen Regierungschef Wladimir Putin gesungen - deshalb müssen zwei junge Mütter bis Ende Juni in Untersuchungshaft bleiben. Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina hätten "ein gut geplantes Verbrechen begangen", begründete Richterin Jelena Iwanowa am Donnerstag in Moskau nach Angaben der Agentur Interfax die Entscheidung. Zudem bestehe Fluchtgefahr.
Bei einer Demonstration für die Freilassung der drei Musikerinnen sind vor einem Gericht in Moskau mehr als 20 Unterstützer festgenommen worden. Die Polizei habe aber auch Gegner der feministischen Punkband Pussy Riot abgeführt, berichtete das kremlkritische Internetportal kasparov.ru am Donnerstag.
Bis zu sieben Jahre Haft
Tolokonnikowa (25) und Aljochina (24) drohen wegen Rowdytums bis zu sieben Jahre Haft. Rechtsanwalt Mark Feigin kündigte an, Berufung einzulegen und notfalls bis vor den Menschengerichtshof in Straßburg zu ziehen.
Das dritte inhaftierte Mitglied der feministischen Punkband PussyRiot wartete am Abend noch auf eine Gerichtsentscheidung. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die Freilassung aller drei Frauen. Am Rande der Anhörung nahm die Polizei etwa zwei Dutzend Unterstützer der Band sowie einige Gegner fest.
Nicht verhört worden
Die Frauen hätten sich gegen die Gesellschaft gestellt, sagte Staatsanwalt Artjom Rantschenkow. Die Aktion habe die orthodoxen Gläubigen wütend gemacht und verdiene eine schwere Strafe. Tolokonnikowa sagte: "Ich denke, wir haben alles richtig gemacht." Sie wünsche ihren Verfolgern dasselbe Schicksal wie ihr. In ihrer Zeit im Gefängnis sei sie nicht verhört worden, sagte die Mutter einer vierjährigen Tochter.
Tolokonnikowa soll gemeinsam mit Aljochina - Mutter eines fünfjährigen Sohns - und Jekaterina Sanzewitsch am 21. Februar in einer schrillen Performance ein "Punk-Gebet" in der Moskauer Christi-Erlöser-Kathedrale vorgetragen haben. Damit wollte die Gruppe vor der Präsidentenwahl am 4. März auf die enge Verbindung von Staat und Kirche in Russland aufmerksam machen.
(Ag.)