Wenn der Taxler ein Radler ist

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Es geht auch ohne Auto: In Wien fährt Christoph Ertelthalner bereits seit 12 Jahren mit dem Fahrrad Taxi. Zehn Räder umfasst seine kleine Flotte. Auch Umzüge und Lieferungen mit Lastenrädern werden beliebter.

Wien. Wer sich mit Christoph Ertelthalners Faxi durch Wien kutschieren lässt, der wird zuerst einmal eines merken: Er wird ziemlich neugierig von Passanten angeblickt. Dabei fährt Ertelthalner schon das zwölfte Jahr mit seinen weißen Gefährten durch die Stadt. „Es braucht aber Zeit, bis alle Leute ein Faxi gesehen haben“, sagt er.

Christoph Ertelthalner betreibt das einzige Fahrradtaxi-Unternehmen Wiens. Insgesamt zehn Räder umfasst seine kleine Flotte, mit der er das ganze Jahr über, vorwiegend aber von Mai bis Oktober, in Wien Taxi fährt. Die Idee dafür, sagt der gebürtige Niederösterreicher, sei ihm schon sehr früh gekommen. „Auf dem Land haben wir immer viel mit dem Rad transportiert.“ Seine Firma gründete er im Jahr 2001.

Rund 20 Personen befördern er und seine Kollegen für 49 Euro in der Stunde nun täglich durch die Stadt. Vorwiegend Touristen, aber auch Shuttlefahrten für Firmen seien dabei. Überhaupt würde sich das Geschäft seit zwei Jahren entwickeln. „Rad fahren wird beliebter“, sagt er. Das käme auch ihm zugute. Dabei zählte Ertelthalner zu Beginn noch zu den Pionieren der Fahrradtaxifahrer in Europa. Auch weil er seine Faxis von Anfang an mithilfe eines kleinen E-Motors betrieben hat. „Es würde zwar auch ohne Motor gehen“, sagt er – aufgrund der Last sei es aber sinnvoller, mit elektrischer Unterstützung zu fahren. Insgesamt 300 bis 400 Kilo müssen seine Faxifahrer bei einem Einsatz durch die Stadt schon ziehen. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 22 Stundenkilometern.

Heimische Kunden sind kritischer

Insgesamt 30 Fahrer sind nun regelmäßig für ihn im Einsatz. Vorwiegend Männer, viele Studenten, auch wenn sich immer wieder Frauen in sein Team mischen. „Man muss das Radfahren halt richtig lieben, weil es schon anstrengend ist“, sagt Ertelthalner, der selbst täglich 40 bis 50 Kilometer am Faxi zurücklegt. Und relativ reibungslos. Von anderen Verkehrsteilnehmern hat ein Faxifahrer nämlich nicht viel zu befürchten – nur manche Fiakerfahrer hätten mit der Faxiflotte ein Problem. Warum? Ertelthalner weiß es selbst nicht genau. Vielleicht wegen des Konkurrenzgedankens. Immerhin verdient auch das Faxi-Unternehmen am meisten an den Touristen in der Stadt. Vor allem an Gästen aus dem arabischen Raum.
Denn die Österreicher, sagt Ertelthalner, die würden erst seit zwei Jahren vermehrt bei ihm einsteigen. „Die mussten sich wohl erst daran gewöhnen, dass sie jemand mit dem Rad fährt.“ Früher seien vor allem Frauen eingestiegen. „Mittlerweile lassen sich auch die Männer gerne fahren.“

Dass vor allem Frauen das Faxi mögen, dürfte auch die steigende Anzahl an Junggesellinnen-Abenden erklären, die das Faxi-Unternehmen zunehmend bestreitet. Langfristig möchte Ertelthalner trotzdem mehr mit Firmen kooperieren. Weswegen er seine Faxis auch für Werbezwecke bekleben lässt. Einige Aufträge muss er im hügeligen Wien aber trotzdem ablehnen: „Shuttlefahrten auf den Kahlenberg gehen zum Beispiel nicht. Da kommen wir nicht hinauf.“

Doch es ist nicht nur Christoph Ertelthalner, der vom derzeitigen Fahrradboom in Wien profitiert. Auch die Firma Heavy Pedals, die mit ihren Fahrrädern zwar keine Personen, dafür Lasten durch ganz Wien chauffiert, verzeichnet mehr Umsatz. „Die Beliebtheit von Lastenrädern steigt“, sagt Geschäftsführer Flo Weber. Das will er einerseits an den verkauften Lastenrädern, andererseits am zunehmenden Botenfahrten-Geschäft erkennen.

Umzug mit dem Lastenrad

„Uns buchen viele Firmen, die kleine Aufträge wie Brotlieferungen mit dem Rad erledigen wollen“, sagt Weber. Zwei neue Lastenradboten hätten er und seine Kollegen heuer schon einstellen müssen. Der nächste große Vertrag mit einem Mineralwasser-Hersteller läuft ab Mai. Auch kleinere Umzüge würden mit den Lastenrädern regelmäßig erledigt. „Wir transportieren oft Sofas oder Waschmaschinen“, sagt Weber. 60 Kilo würden sich mit dem Lastenrad leicht transportieren lassen. Ab dann werde es schwierig.

Die Räder aber deswegen – so wie Christoph Ertelthalner – mit einem E-Motor versehen, möchte Weber nicht. „Ich sehe diesen Hype sehr kritisch. Der Strom wird ja nicht in der Steckdose produziert“, sagt er. Und in 90 Prozent der Fälle sei eine E-Unterstützung sowieso nicht nötig.

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