"Historisches Ereignis": Spatenstich für Semmering-Basistunnel

Der einzige Protest gegen das Großprojekt: Ein Mann mit dem Plakat 'Der Berg sagt Nein
Der einzige Protest gegen das Großprojekt: Ein Mann mit dem Plakat 'Der Berg sagt Nein" schaffte es aufs Gruppenfoto.(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Niederösterreichs Landeshauptmann begründete seine Abkehr von der Gegnerschaft. Der steirische Landeshauptmann Voves rechnet mit 15.000 neuen Arbeitsplätzen.

Nach jahrzehntelangen Diskussionen erfolgte am Mittwoch beim künftigen Nordportal in Gloggnitz/NÖ der Spatenstich für das Projekt "Semmering-Basistunnel neu". Der Bau der beiden 27,3 Kilometer langen Tunnelröhren soll 2014 beginnen und 2024 abgeschlossen sein. Die neue Südbahn, Teil des transeuropäischen Verkehrsnetzes, wird die Fahrzeit Wien - Graz um ein Drittel verkürzen. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich laut ÖBB auf 3,1 Mrd. Euro. Das umstrittene Projekt hatte im Jahr 2011 grünes Licht von sämtlichen Behörden bekommen.

Mit diesem Projekt werde an der Zukunft gebaut, meinte  Verkehrsministerin Doris Bures. Der Semmering-Basistunnel mache die neue Südbahn komplett und sei für das gesamte österreichische Hochleistungsnetz ein Schlüsselprojekt: "Wir wollen den Verkehr von der Straße auf die Schiene bringen." Der steirische Landeshauptmann Franz Voves (S) betonte die Bedeutung einer leistungsfähigen Südbahn für den Wirtschaftsstandort Steiermark. Die Verbesserung der Erreichbarkeit werde 15,5 Mrd. Euro zusätzliche Wertschöpfung und 15.000 Arbeitsplätze bringen.



Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (V) hat bereits im Vorfeld des Spatenstichs begründet, warum er - anders als früher - kein Gegner des Projekts mehr ist. Es gebe mehr Rücksicht auf das Grundwasser, zwei Tunnelröhren statt einer und weiterhin die alte Bahn über den Semmering, ein Weltkulturerbe. Dass er nicht schon früher zu einer Lösung beigetragen hat, erklärte Pröll im Ö1-"Morgenjournal" damit, dass er nicht der Experte sei.

13 oder 15 unterschiedliche Varianten

Nach dem Nein zu der alten Konzeption habe es "13 oder 15 unterschiedliche Varianten" gegeben, die ökologisch untersucht worden seien, so Pröll. "Wenn Sie mir zumuten, dass ich das überblicken hätte sollen, ist das ungefähr so als wenn ich Ihnen zumuten würde, dass Sie über die Raumfahrt Bescheid wissen." Es sei nicht eine Aufgabe der Politik, die optimalen Varianten zu finden, sondern der Experten, "und wenn die dazu nicht imstande wären, dann müsste man fragen, wozu werden die bezahlt". Der Semmering-Bahntunnel sei von niederösterreichischer Seite nie als Prestigeprojekt gesehen worden. Deshalb habe man die Verfahren bis ins Detail abgewickelt, betonte Pröll. "Und die Verfahren haben ihre eigene Sprache gesprochen."

"Kuhhandel zwischen Bures und Pröll"

Die Grünen und das BZÖ haben den Spatenstich zum Anlass genommen, erneut in Richtung niederösterreichische ÖVP zu schießen. Die Grüne Verkehrssprecherin Gabriela Moser sprach in einer Aussendung von einem "schwarzen Tag für die Umwelt" und einem "unsäglichen Kuhhandel" zwischen Bures und Pröll. Letzteren nahm auch der steirische BZÖ-Chef Gerald Grosz ins Visier, jedoch aus anderen Motiven heraus: Prölls jahrelanges Nein zum Semmering-Basistunnel habe Millionen gekostet. Der dadurch entstandene volkswirtschaftliche Schaden sei "de facto unabschätzbar", betrage aber "sicherlich mehrere hundert Millionen Euro", meinte Grosz.

(APA)

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