Die Pipeline werde durch den Mega-Fund im Schwarzen Meer noch notwendiger und zudem hänge das "Jahrhundertprojekt" nicht von Orban-Statement ab, erklärte Roiss.
OMV-Chef Gerhard Roiss hält die geplante Gaspipeline "Nabucco" trotz des von Ungarn angedrohten Ausstiegs aus dem Projekt noch nicht für gestorben. "Nabucco lebt mehr denn je", sagte Roiss in der "ZiB2" und verwies auf den jüngsten Mega-Erdgasfund im Schwarzen Meer, der vermutlich dem zehnfachen Gasverbrauch Österreichs eines Jahres entspricht. "Wir haben dort eigenes Gas gefunden und brauchen die Pipeline mehr denn je, um Gas nach Mitteleuropa zu bringen." Die Gaspipeline sei ein "Jahrhundertprojekt", das nicht davon abhänge, was jetzt ein ungarischer Premier sage, meinte Roiss zur Ankündigung von Viktor Orban, dass sich die ungarische MOL vom Projekt zurückziehen könnte.
Sollte Ungarn sich vom Nabucco-Vorhaben verabschieden, wäre das "kein Beinbruch", meinte Roiss. Er fände es aber gut, wenn die MOL weiter als einer der derzeit sechs Partner dabei bleibt. Schließlich gebe es das im Sommer 2009 unterzeichnete Intergovernmental Agreement zu dem Projekt, erinnerte der OMV-Chef. Letztlich sei es ihm aber egal, wer hinter Nabucco stehe und wie die Gaspipeline heiße. Damit bezog sich Roiss auf die als Alternative verfolgte "Nabucco West", die in Bulgarien statt in der Osttürkei beginnen würde. Diese Leitung wäre nur rund 1300 km statt 3900 km lang, und die Kosten könnten sich für die derzeit sechs Partner auf jeweils weniger als eine Milliarde Euro belaufen.
Weg von Türkei nach Österreich wichtig
Verträge mit den Eigentümern des großen Shah-Deniz-Gasfeldes in Aserbaidschan könnten im 2. Halbjahr 2013 stehen, dann könnte von dort ab 2017/18 Gas fließen, etwa zehn Milliarden m3 jährlich. "Wichtig ist, dass wir Gas aus Aserbaidschan und dem Schwarzen Meer verkaufen können", sagt Roiss. Wirtschaftliche Untergrenze einer Nabucco wäre ein Durchfluss von 15 Milliarden m3.
Für uns ist 'Nabucco West' von der Türkei zu uns entscheidend." Die kürzere West-Variante wird übrigens seit November/Dezember diskutiert, seit damals ist auch die heimische Politik informiert. Wer die Pipeline durch die Türkei baue, sei "sekundär", so Roiss im Magazin "News": "Wichtig ist, dass Gas bis Baumgarten und von dort weiter nach ganz Europa gelangt." Wolle man europäisches Recht in der Türkei haben, müsse man aber schon bereit sein, das EU-Energiekapitel zu öffnen, so Roiss.
Diesen Sommer will das Shah-Deniz-Konsortium eine Entscheidung fällen, welcher Nabucco-Variante es den Vorzug gibt und dann entscheiden, welcher Bewerber den Zuschlag erhält.
Der Nabucco-Gruppe gehören derzeit die OMV, RWE, MOL, die türkische Botas, die Bulgarian Energy Holding und die rumänische Transgaz an. Der kommunale Gasversorger Bayerngas hält nach Angaben eines Sprechers vom Mittwoch an seinen Plänen für eine Beteiligung fest. Eine Entscheidung solle noch heuer fallen, so Bayerngas.
(APA)