Bärenbrüder nicht willkommen: Knallkörper sollen „vergrämen“

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Symbolbild(c) EPA (Andreas Gebert)
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Um die Jungbären M12 und M13 wieder scheu gegenüber Menschen zu machen, sollen sie mit Gummigeschossen und Knallkörpern vertrieben werden. Der Aufenthaltsort der Bären wird über einen GPS-Sender ermittelt.

Innsbruck/Wien. Tirol ist wieder im Bärenfieber. Sechs Jahre, nachdem Braunbär Bruno alias JJ1 wochenlang die Wälder im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet unsicher machte und schließlich zum Abschuss freigegeben wurde, sind es diesmal die Bärenbrüder M12 und M13, die den Sicherheitsbehörden Kopfzerbrechen bereiten.

Damals wie heute stehen die Bärenbeauftragten vor demselben Problem – der mangelnden Scheu der Tiere gegenüber Menschen, was sie zu einer latenten Gefahr macht. Aber um M12 und M13 das Schicksal von JJ1 zu ersparen – der zwei Jahre alte Bär wurde am 26. Juni 2006 in Oberbayern von einem Jäger getötet –, sollen die beiden „vergrämt werden, damit sie wieder scheu gegenüber Menschen sind“, erklärt Martin Janovsky, Bärenbeauftragter des Landes. Das bedeutet, dass seit Anfang der Woche auf die Bären geschossen werden darf. Allerdings nur mit Gummigeschossen sowie Knallkörpern und ausschließlich von ausgebildeten Fachleuten des Bärenmanagements.

Genauer gesagt sind es nur zwei Männer, ein Tierarzt und ein Zoologe, die sich Nacht für Nacht auf die Spur der Bären machen, um ihnen „einen Schreck einzujagen, sobald sie sich auf der Suche nach Futter bewohnten Gebieten nähern“, wie es einer der beiden Sachverständigen ausdrückt. „Bären sind sehr lern- und anpassungsfähig. Sie müssen die negative Erfahrung machen und sich auch merken, dass sich die Nähe zu Menschen nicht lohnt.“

Ein Zweck, den auch die zahlreich errichteten Elektrozäune beispielsweise um Bienenstöcke erfüllen sollen. „Schließlich ist die Berührung mit diesen Zäunen extrem schmerzhaft und hält die Bären hoffentlich davon ab, andere Bienenstöcke und menschliche Siedlungen anzusteuern.”

Detonation direkt am Körper

Der Veterinärmediziner will so wie sein Partner – die beiden ziehen immer zu zweit los – anonym bleiben, um nicht in Hassbriefen oder Internetforen als „Bärenmörder“ und „Bärenjäger“ beschimpft und angefeindet zu werden, wie es in der Vergangenheit schon manchmal der Fall gewesen sei.

Gummigeschosse seien im Übrigen bisher nicht eingesetzt worden, ausschließlich Knallkörper. „Sie werden aus Narkosegewehren oder Gaspistolen abgefeuert“, sagt der Tierarzt, der einen Jagdschein besitzt und im Umgang mit Waffen geübt ist. „Die Knallkörper detonieren direkt am Körper des Bären oder in unmittelbarer Nähe.“

Der Aufenthaltsort der Bären wird über einen GPS-Sender ermittelt, den M13 trägt. „Auch wenn die Bären nicht ständig zusammen sind, halten sie sich die meiste Zeit in derselben Gegend auf“, verrät der Sachverständige. „Wir suchen die Bären über das GPS-Signal, stellen Sichtkontakt her und führen die entsprechenden Maßnahmen durch.“ Mit Maßnahmen sind Schüsse gemeint. Gefeuert wird entweder direkt vom Auto aus oder von anderen Positionen, die sicher und günstig sind, das werde „situationsbedingt“ entschieden.

Kaum Scheu vor Menschen

Falls es angemessen erscheint, werde man künftig auch Gummigeschosse verwenden. „Diese werden mit einem Schrotgewehr abgefeuert. Das entspricht dem Tier- und Naturschutzgesetz und ist eine notwendige und gerechtfertigte Maßnahme, um im dicht besiedelten Alpenraum eine Koexistenz zwischen Menschen und Bären zu ermöglichen – sofern das überhaupt geht.“ Wie lang diese Abschreckungsmaßnahmen dauern werden, könne man unmöglich sagen. „Eine Woche, einen Monat, seriös betrachtet ist das nicht abzuschätzen.“

M12, M13 und M14 entstammen demselben Wurf. M14 ist am Sonntag auf der Brenner Staatsstraße in Südtirol von einem Auto angefahren und getötet worden. M12 gilt bisher als unauffällig und war zu Ostern von einem Pistenraupenfahrer bei Nauders (Bezirk Landeck) beobachtet worden. M13 hingegen zeigte bei Aufeinandertreffen mit Menschen zum Teil wenig Scheu, weshalb er als „auffällig“ eingestuft wurde.

Auf einen Blick

Bärenfieber. Die im tirolerisch-schweizerischen Grenzgebiet umherstreifenden Bärenbrüder M12 und M13 („M“ steht für männlich, die Zahl für die Reihenfolge beim Wurf) sind ins Visier der Bärenbeauftragten geraten. Auf die Tiere darf nun geschossen werden – als „Vergrämungsmaßnahme mit Gummigeschossen und Knallkörpern“, teilte das Land Tirol mit. Dies dürften aber nur ausgebildete Fachleute durchführen.

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