Obduktion: Libyscher Ex-Premier ist ertrunken

Obduktion Libyscher ExPremier Ghanem ertrunken
Obduktion Libyscher ExPremier Ghanem ertrunken(c) APA/Reuters
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Die Leiche von Ex-Ölminister Ghanem, der Nichtschwimmer war, wurde am Sonntag in der Neuen Donau in Wien gefunden. Ein toxikologisches Gutachten steht noch aus.

Der ehemalige libysche Ministerpräsident und Ölminister Shukri Ghanem ist ertrunken. Das ergab die Obduktion des 69-Jährigen, der am Sonntag tot in der Neuen Donau in Wien gefunden worden war. Ausständig ist aber noch ein toxikologisches Gutachten.

Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte am Dienstabend Personen aus dem Freundeskreis des Verstorbenen, die Zweifel hegten, dass Ghanem einem Unfall zum Opfer gefallen sei. Sie hätten den 69-Jährigen mehrmals gewarnt, dass er auch Feinde habe. Außerdem habe der frühere Gaddafi-Vertraute nicht schwimmen können, erklärte beispielsweise Issam Khalabi, "ich glaube, wir haben das Ende der Geschichte noch nicht gehört". Khalabi war in den 1980er Jahren Olminister des Irak gewesen und zuletzt ein Geschäftspartner von Ghanem.

Polizei: Kein Hinweis auf Fremdverschulden

Es gebe laut dem vorläufigen Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung keine Hinweise auf Fremdverschulden oder Selbstmord, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger am Montag. Es sei kein Abschiedsbrief oder Ähnliches gefunden worden. Auch eine akute Bedrohung sei nicht vorgelegen, sagte Hahslinger.

Informationen über eine akute oder latente Krankheit  Ghanems liegen dem Polizeisprecher zufolge ebenfalls nicht vor. Auch Meldungen über einen Herzinfarkt hätten sich nicht bestätigt.

(c) APA

Der Tod des langjährigen Gefolgsmannes des früheren Diktators Muammar al-Gaddafi hatte am Sonntag Rätsel aufgegeben. Die Familie erklärte ursprünglich gegenüber Journalisten, Ghanem sei leblos in seiner Wohnung entdeckt worden. Die Polizei berichtete am Abend jedoch, dass die Leiche in der Neuen Donau gefunden wurde. Ein Passant hatte gegen 8.40 Uhr die Polizei informiert, dass nahe der Copa Cagrana ein lebloser Körper im Wasser treibe.

Wo und wann Ghanem in die Neue Donau stürzte, ist der Polizei derzeit noch nicht bekannt. Er war voll bekleidet. Er trug blaue Jeans, ein weißes Hemd, ein schwarzes Sakko und schwarze Schuhe, wie Hahslinger sagte. Ghanem hatte einige hundert Meter vom Fundort entfernt einen festen Wohnsitz. Nach Angaben der Familie verbrachte der 69-Jährige den Samstagabend gemeinsam mit seiner Tochter, berichtete der Polizeisprecher. Die beiden hätten fern gesehen. Der Ablauf sei ganz normal gewesen. Nur habe der Vater erklärt, dass ihm nicht gut gewesen sei.

Die Ermittlungen leitet das Landeskriminalamt Wien. Die Staatsanwaltschaft Wien wird entscheiden, was nach dem Ende der gerichtsmedizinischen Untersuchungen mit dem Leichnam geschieht.

Ghanem arbeitete zuletzt als Berater

Ghanem hatte jahrelang zur engsten Entourage Gaddafis gezählt, ehe er dem Regime Mitte Mai des vergangenen Jahres den Rücken kehrte. Er war von März 2003 bis Mai 2006 Ministerpräsident und von März 2006 bis Mitte Mai 2011 Chef der staatlichen libyschen Öl-Gesellschaft, also Ölminister, gewesen. Bei einer Pressekonferenz in Rom klagte er im Juni des Vorjahres jedoch über die "unerträgliche Gewalt" des damaligen Regimes in Tripolis und über den Bürgerkrieg in seinem Land.

Der 69-Jährige arbeitete der Polizei zufolge als Berater eines Unternehmens in der Wiener Innenstadt. Vor seiner Abkehr vom Gaddafi-Regime war er im März des Vorjahres auch verdächtigt worden, in Österreich Milliarden-Summen für den damaligen Machthaber in Wien geparkt zu haben. Es wurde sogar überlegt, seine Konten in Wien zu sperren. Auch in der Schweiz soll er über beträchtliches Vermögen verfügt haben.

(Ag./Red.)

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