Schießerei zwischen Soldaten und Präsidentengarde, internationale Vermittlung gescheitert.
Bamako, ag. Der bisher als relativ stabil geltende westafrikanische Staat Mali droht nun in Gewalt und Chaos zu versinken. Die internationalen Bemühungen um eine Rückkehr zur Normalität nach dem Militärputsch sind vorerst gescheitert. Knapp sechs Wochen nach dem Sturz von Präsident Amadou Toumani Touré lieferten sich gestern Soldaten der bisherigen Militärjunta und Mitglieder der Präsidentengarde heftige Feuergefechte.
In der Hauptstadt Bamako fanden die Schießereien offenbar vor allem am Sitz des staatlichen Radio- und Fernsehsenders ORTM statt. Nach Angaben von Mitarbeitern des Senders wurden mehrere Menschen getötet. Das Rundfunkgebäude ist seit dem Militärputsch vom 22. März von der Armee besetzt. Die Präsidentengarde hat seitdem versucht, die Kontrolle über das Gebäude zurückzugewinnen. Während es in Bamako am Abend ruhiger wurde, gab es in der Nacht in der 15 Kilometer außerhalb gelegenen Garnisonsstadt Kati weiter Gefechte. Dort befindet sich eine Kaserne, die der Exjunta als Hauptquartier dient. Mitglieder der Präsidentengarde blockierten nach Angaben verschiedener Quellen die Straße zwischen Bamako und dem Militärstützpunkt in Kati.
Die Feuergefechte hatten nach Angaben von Augenzeugen begonnen, nachdem Soldaten der Exjunta den ehemaligen Stabschef des gestürzten Präsidenten und Verantwortlichen für die Präsidentengarde, Abidine Guindo, festnehmen wollten. Offenbar trieb die Gewalt zahlreiche Menschen in die Flucht: Aus Militärkreisen in Kati hieß es, Zivilisten seien aus der Stadt geflohen. Auch das Stadtzentrum von Bamako war menschenleer, wie ein AFP-Journalist berichtete. Ein für Dienstag geplantes Treffen von Vertretern der Exjunta mit dem in der Krise vermittelnden Präsidenten von Burkina Faso, Blaise Compaoré, wurde abgesagt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2012)