FPÖ will "Hasspredigten auf Deutsch verfolgen"

Johann Gudenus  Foto: Clemens Fabry
Johann Gudenus Foto: Clemens Fabry(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Von der Familie über den Pausenhof bis in die Moschee: FPÖ-Klubobmann Gudenus ortet im Sprechen von "Deutsch, wo immer es geht" den Schlüssel für eine gelungene Integration.

Deutschkenntnisse werden in der politischen Debatte nicht selten als Basis für eine gelungene Integration in Österreich genannt. Das Argument: Sprachkenntnisse erleichtern die Belange des Alltages. In welchen Bereichen Deutsch gesprochen werden sollte und wo andere Sprachen Vorrang haben, darüber herrscht Uneinigkeit. Nicht so bei der FPÖ: Der Klubobmann der Wiener Freiheitlichen, Johann Gudenus, forderte in einem am Freitag erschienenen Interview in der Zeitschrift „biber" drastische Maßnahmen: „Deutsch wann und wo immer es geht."

In dem Bericht spricht sich Gudenus dafür aus, dass „auch in den Gebetsstätten Deutsch gesprochen wird". Immerhin sei es „für die Verfassungsschützer wichtig, Hasspredigten auf Deutsch verfolgen zu können". „Der Islamismus ist eine Religion des Hasses auf Ungläubige, die christliche Lehre ist eine der Liebe", setzt er fort.
Auch in den Pausenhöfen sei es „unbedingt notwendig" ausschließlich Deutsch zu sprechen, anders würden Kinder „abgeschottet". Gleiches gelte für Gespräche in öffentlichen Verkehrsmitteln. Überhaupt sei es ihm unverständlich, dass „sich Ausländer so massiv dagegen wehren, Deutsch zu sprechen. Wenn sie sich nicht an unsere Spielregeln halten, können sie gerne unser Land verlassen. Wir haben genug einheimische Arbeitslose."

SPÖ: "Diskriminierung erster Güte"

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) sieht die Situation im „biber"-Interview weniger drastisch: „Ich bin gegen Verbote und Gesetze." Es unterliege der Religionsfreiheit, Predigten in den verschiedensten Sprachen abhalten zu können. Auch im Pausenhof sollte „man kein Kleingeist sein". Die Grüne Nationalratsabgeordnete Alev Korun vertritt ebenfalls einen liberalen Standpunkt: „Jeder soll in der Sprache sprechen, die gerade angemessen ist." Sandra Frauenberger, Integrationsstadträtin der SPÖ, kann Gudenus' Standpunkt rein gar nichts abgewinnen: In den „Öffis" ausschließlich Deutsch zu sprechen „wäre eine Diskriminierung erster Güte".

Gudenus beharrt indes auf seinem Standpunkt: „Die Kenntnisse der Sprache des Landes, von dem man Sozialleistungen bezieht, ist der Schlüssel zur Integration", beendet er sein Interview. Sein drastischer Aufruf erinnert an die Kampagne der Freiheitlichen im Jahr 2005. Schon damals sorgte die FPÖ bei der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien mit ihrem Slogan „Deutsch statt nix versteh'n" für Wirbel.

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(hell)

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