Putin leistete seinen Amtseid im Kreml vor 3000 Gästen. Er tritt seine dritte Amtszeit an. 120 Demonstranten wurden festgenommen. Die Polizei hatte sich gerüstet und das Zentrum Moskaus abgesperrt.
Wladimir Putin ist als neuer Präsident Russlands vereidigt worden. Der 59-Jährige legte am Montag in Moskau vor 3000 Gästen im Andreassall des Kremlpalasts denn Amtseid auf die Verfassung ab. Unter den Gästen befanden sich auch der deutsche Alt-Kanzler Gerhard Schröder und Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi. Das Staatsfernsehen übertrug die Zeremonie im Großen Kremlpalast live. Putin war bereits von 2000 bis 2008 Präsident. Nach vier Jahren als Regierungschef dauert seine dritte Amtszeit gemäß einer Verfassungsänderung nun sechs Jahre. Das bisherige Staatsoberhaupt Dmitrij Medwjedew soll in einem umstrittenen "Ämtertausch" in das untergeordnete Amt des Regierungschefs wechseln. Das schlug Putin wie erwartet nach seiner Vereidigung vor. Am Rande des Festakts kam es in Moskau wieder zu Protesten.
Putin war vor zwei Monaten in einer umstrittenen Wahl von der Mehrheit der Russen zum Präsidenten gewählt worden. Kritiker bemängeln Unregelmäßigkeiten beim Urnengang. In seiner kurzen Antrittsrede sprach Putin von einer neuen Etappe für Russland, die entscheidend für das Land sein werde. Er rief zur nationalen Einheit auf und versicherte, alles in seiner Macht stehende zu tun, um das Vertrauen der rund 145 Millionen Menschen zu gewinnen.
Anschließend erhielt er als Oberbefehlshaber der Streitkräfte den "Atomkoffer", die Macht über das weltweit zweitgrößte Arsenal an Atomwaffen nach den USA. Über solch einen Koffer verfügen neben Putin noch der Verteidigungsminister sowie der Generalstabschef. Für einen Atomangriff muss von allen drei Koffern ein Signal an die Kommandozentrale gehen.
Erneut Festnahmen bei Protesten in Moskau
Kremlgegner hatten Proteste am Rande des Festaktes angekündigt. Kurz vor Putins Amtseinführung sperrte ein Großaufgebot an Sicherheitskräften weite Teile des Zentrums in Moskau ab. Bei Anschließenden Demonstrationen nahm die Polizei etwa 120 Menschen fest. Die Demonstranten wurden laut Sicherheitsbehörden wegen Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung vorübergehend festgenommen. Ihre Demonstration war nicht genehmigt. Sie sollen den Angaben zufolge im Tagesverlauf wieder freikommen. In Gewahrsam kam erneut auch der frühere Vize-Regierungschef Boris Nemzow, wie die Polizei nach Angaben der Agentur Interfax am Montag mitteilte.
Russlands ''Alpha-Rüde''
Bereits am Sonntagabend waren bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten rund 80 Menschen verletzt worden. Es gab mehr als 400 Festnahmen. Im Zentrum der russischen Hauptstadt hatten Zehntausende gegen "Putins Dauerherrschaft" protestiert.
Die Verlegerin Irina Prochorowa unterstützte ihren Bruder, Milliardär Michail Prochorow, im Präsidentenwahlkampf. Ein Gespräch über ihr Schwester-Sein, die russische Zivilgesellschaft und Putins Rückkehr.