"Wo die wilden Kerle wohnen": Maurice Sendak ist tot

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wilden Kerle wohnen Maurice(c) AP (LS)
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Der Kinderbuchautor und Illustrator starb mit 83 Jahren. Seinen größten Erfolg feierte er mit dem anarchischen Bilderbuch "Wo die wilden Kerle wohnen".

Der amerikanische Autor und Illustrator Maurice Sendak ist tot. Der Schriftsteller starb mit 83 Jahren in Danbury, Connecticut, an den Folgen eines Schlaganfalls, berichtet die "New York Times" am Dienstag. Sie beruft sich auf Sendaks langjährigen Lektor Michael di Capua. Der Schriftsteller wurde vor allem mit Kinderbüchern berühmt, allen voran "Wo die wilden Kerle wohnen" (Where the wild things are), inzwischen ein Klassiker der Kinderbuchliteratur. Sendak galt als einer der wichtigsten Kinderbuchautoren und Illustratoren des 20. Jahrhunderts.

Sendak wurde am 10. Juni 1928 in Brooklyn als jüngstes von drei Kindern einer jüdischen Familie geboren, die schon vor dem Ersten Weltkrieg aus Polen in die USA eingewandert war. Seine europäische Familie kam in Hitlers Konzentrationslagern um. Die Erzählungen der Eltern und Verwandten über die Zeit in Polen und andere Kindheitserlebnisse weckten seine Fantasie. Vorbild für die "Wilden Kerle" seien seine Onkel und Tanten gewesen, hatte er einmal verraten.

Schon während seiner Schulzeit arbeitete Sendak als Zeichner bei All American Comics und bildete sich in Pop-Kultur weiter: An King Kong, an Laurel & Hardy und Walt Disneys Mickey Maus. Seine einzige formale Ausbildung zum Künstler bestand in Abendkursen, während er tagsüber als Schaufensterdekorateur arbeitete.

(c) AP (HarperCollins)

Der Wilde als Herrscher über die Monster

"Wo die wilden Kerle wohnen" aus dem Jahr 1963 war Sendaks erfolgreichstes Werk. Auf knapp 40 illustrierten Seiten mit gerade mal knapp 340 Wörtern erzählte Sendak die Geschichte des neunjährigen Max. In einem Wolfskostüm treibt er allerhand Unfug, bis ihn seine Mutter zur Strafe ohne Abendessen in sein Zimmer schickt. Dort nimmt er Reißaus in eine Fantasiewelt mit Monstern und Fabelwesen, die ihn zum König machen. Doch in dieser exotischen Ersatzwelt erlebt er ein ähnliches Wechselbad von Zuneigung und Alleinsein, Spaß und Trauer, Angst und Freude, und am Ende kehrt er nach Hause zurück.

US-Regisseur Spike Jonze hatte die anarchische Geschichte, deren düstere Bilder beim Erscheinen des Buchs durchaus für Kontroversen sorgte, vor drei Jahren erfolgreich ins Kino gebracht.

Maurice Sendak mit der Schauspielerin Catherine Keener bei der Premiere von ''Wo die wilden Kerle wohnen'' 2009
Maurice Sendak mit der Schauspielerin Catherine Keener bei der Premiere von ''Wo die wilden Kerle wohnen'' 2009(c) AP (Lucas Jackson)

Schrieb mehr als 50 Bücher

Im Laufe seiner Karriere illustrierte Sendak mehr als 50 Bücher. Zuletzt erschien im September mit "Bumble-Ardy" das erste Buch seit 30 Jahren, für das er sowohl Text als auch Illustration schuf. Das Buch über ein Waisenschwein, das eine wilde Geburtstagsparty schmeißt, landete prompt fünf Wochen lang auf der Bestsellerliste der "New York Times". Im Februar soll posthum der Gedichtband "My Brother's Book" erscheinen, das Sendak in Erinnerung an seinen verstorbenen Bruder zeichnete und verfasste.

Für "Wo die wilden Kerle wohnen" erhielt Sendak 1964 die renommierte Caldecott Medal. 1970 erhielt er den Hans-Christian-Andersen-Preis. 2003 teilte er sich den damals neu gestifteten Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis mit Christine Nöstlinger.

(her/Ag.)

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