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Nachrichten Meinung Magazin
Die Demonstration
Proteste gegen das Totengedenken

Totengedenken: ''Ihr seid Nazis, wir hassen euch''

Das "Totengedenken" der Burschenschafter am Wiener Heldenplatz war von heftigen Protesten begleitet. DiePresse.com war vor Ort.
09.05.2012 um 01:40
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Hauptbild • Die Demonstration • AP
Etwa 200 Burschenschafter haben sich am 8. Mai, dem Jahrestag der Kapitulation des NS-Regimes im Jahr 1945, vor der Krypta am Wiener Heldenplatz eingefunden. Dort trauerten sie im festlichen Wichs um "alle Opfer des Zweiten Weltkriegs".

Den Burschenschaftern standen etwa 1200 Demonstranten gegenüber. Die feierten die Befreiung vom Naziregime und kämpften für einen Heldenplatz ohne Burschenschafter.

Von Andreas Laux (DiePresse.com)
(c) Dapd (Ronald Zak)
Startpunkt der Demonstration der "Offensive gegen rechts" war die Uni Wien. Ab 17 Uhr füllte sich der Platz vor der Universität allmählich. Aus Lautsprechern schallte "gegen Deutschland" (so ein Liedtext), Transparente und Fahnen für die Demonstration gegen das Totengedenken der Burschenschaften wurden vorbereitet.
Andreas Laux
Die Burschenschafter bestaunten das bunte Treiben von der gegenüber der Universität liegenden Mölker Bastei.
Andreas Laux
Dort sammelten sie sich am frühen Abend unter der Führung der Akademischen Grenzlandschaft "Cimbria", die derzeit den Vorsitz im Wiener Korporationsring (WKR) inne hat und...
Andreas Laux
...posierten für Medienvertreter. Auf die Frage, was sie von den Gegenveranstaltungen und der Kritik an ihrem Gedenken hielten, übten sich die Burschenschafter in Diplomatie. Jeder habe das Recht zu denken, was er wolle, sagte Bernhard, der an diesem Abend die Fahne tragen durfte. Aber: "Das Problem ist, dass sie andere daran hindern, am Totengedenken teilzunehmen."
Andreas Laux
Die Polizei riegelte den Heldenplatz und die Umgebung bereits am Nachmittag ab, um Burschenschafter und Demonstranten von einander zu trennen.
Andreas Laux
Gegen 19 Uhr begleiteten die Einsatzkräfte dann den Demonstrationszug der "Offensive gegen rechts".
Andreas Laux
"Heldenplatzverbot für Burschis", forderten die Demonstranten in Sprechchören auf ihrem Weg zum Heldenplatz. Für sie ist klar: Am Tag der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands soll nicht getrauert werden.
Andreas Laux
Die Demonstranten wollten stattdessen die Befreiung von einem verbrecherischen Regime feiern. In Richtung der Burschenschaften riefen sie: "Wer nicht feiert, hat verloren, Nazis raus!"
Andreas Laux
Bereits am Nachmittag hatten am Heldenplatz mehrere Organisationen der Plattform "jetzteinzeichensetzen" gemeinsam gegen das Totengedenken protestiert. Auf einer kleinen Bühne traten mehrere Redner auf, darunter der Klubobmann der Wiener Grünen, David Ellensohn, der Wiener SPÖ-Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny sowie IKG-Präsident Oskar Deutsch. Zwar herrschte fröhliche Stimmung, vor dem Eintreffen der etwa 1200 Demonstranten in manchen Ecken des Heldenplatzes aber auch gähnende Leere.
Andreas Laux
Kurz nach 20 Uhr steuerte der 8. Mai auf den Stein des Anstoßes zu. Die Teilnehmer des Totengedenkens unter Leitung der Grenzlandsmannschaft Cimbria marschierten am Heldenplatz ein. Im Hintergrund warteten die Demonstranten.
Andreas Laux
An der Krypta des Heldenplatzes machte der Burschenschaftszug halt. Ein Kranz in Gedenken an "alle Opfer des Weltkrieges" wurde niedergelegt und kurze Reden gehalten.

Einziger aktiver FPÖ-Politiker unter den Verbindungsmitgliedern war diesmal der Wiener Landtagsabgeordnete Wolfgang Jung.
(c) Dapd (Ronald Zak)
Prominente FPÖ-Politiker waren dieses Jahr nicht unter den Sprechern. Der Eröffnungsredner nahm in seinen Worten Bezug auf den heftigen Gegenwind von der anderen Seite des Heldenplatzes: "Unsere eigenen Vorfahren werden in den Schmutz gezogen, aber wir lassen uns nicht davon abhalten, aller Opfer zu gedenken. Das schließt auch die Opfer unseres Volkes ein. Wir unterscheiden nicht zwischen guten und schlechten Toten."
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Die Festrede vor der Krypta hielt dann ein Vertreter der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Der kritisierte in seiner Ansprache mehrmals die Vertreibungen von Sudetendeutschen nach dem 8. Mai 1945. "Wir kennen die Zwischenrufe, die uns als Tätervolk bezeichnen", sagte er mit einem Wink auf die Demonstranten. "Die heutigen Jugendlichen und Krawalliere können unsere Geschichte nicht verstehen". Und: "Die heutige Gesellschaft ist desinteressiert."
Andreas Laux
"Ihr seid Nazis, wir hassen euch", tönte es derweil über den Heldenplatz. Trotz der Entfernung konnten die Demonstranten die Festreden mit ihren Sprechchören und vereinzelten Knallkörpern stören. Ein Mann konnte die Absperrungen überwinden, wurde aber knapp vor den versammelten Burschenschaften von der Polizei überwältigt.
Andreas Laux
Nachdem der umstrittene Festakt der Burschenschaften mit deren Abmarsch geendet hatte, löste sich auch die Gegenveranstaltung am Heldenplatz rasch auf. Die Sicherheitskräfte zeigten an der nahe gelegenen Ringstraße mit Sondereinheiten Präsenz.
Andreas Laux
Das Zentrum der Proteste verlagerte sich erneut zum Schottentor nahe des Universitätsgebäudes.
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Schon am Nachmittag hatten einige der Demonstranten drastische Maßnahmen gegen die trauernden Burschenschafter gefordert. Die waren allerdings nicht zu erreichen, blieben hinter den weiträumigen Polizeiabsperrungen zurück und...
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...so standen die Demonstranten gegen 21 Uhr lediglich einem Großaufgebot an Polizisten, Pressefotografen und Schaulustigen gegenüber. Vereinzelt bildeten sich Tumulte, die Proteste verliefen aber weitgehend ohne Zwischenfälle.
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Die Ringstraße war stellenweise noch einige Stunden gesperrt. Die Polizei teilte am späten Dienstagabend mit, dass während der Störaktionen am Heldenplatz ein Polizist durch einen Flaschenwurf verletzt wurde.
Andreas Laux
Weitere Bilder vom Totengedenken und den Gegen-Protesten:

Der Start der Demonstration gegen den Festakt der Burschenschaften.
Andreas Laux
Die Veranstalter des Demonstrationszuges besprechen mit der Polizei den weiteren Verlauf der Route.
Andreas Laux
Hinter dem Demonstrationszug vom Schottentor zum Heldenplatz sorgen die Polizei und Reinigungskräfte für Ordnung.
Andreas Laux
Die Demonstranten sehen sich am Heldenplatz während des Totengedenkens der Burschenschafter einem großen Polizeiaufgebot gegenüber.
Andreas Laux
Vor dem Sammelpunkt der Burschenschaften an der Mölker Bastei amüsieren Demo-Clowns Passanten und Polizisten. Auch die Teilnehmer des Totengedenkens beobachten aus sicherer Entfernung das Treiben.
Andreas Laux
Schon am Nachmittag wird auf dem Heldenplatz friedlich gegen das am Abend stattfindende Totengedenken protestiert.
Andreas Laux
Der teilweise abgesperrte Heldenplatz und die Demonstranten in Erwartung des Totengedenkens der Burschenschafter.
Andreas Laux
Am späten Nachmittag sorgt unter Touristen und Wienern die Platzsperre, die auf und um den Heldenplatz verhängt wurde, für einigermaßen Verwirrung. Die Polizei kennt kein Pardon: Wer von der Ringstraße in die Innenstadt will, muss einige Minuten Wegzeit mehr in Kauf nehmen und den Heldenplatz umkurven.
Andreas Laux

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