Unter den UN-Mitarbeitern sollen keine Opfer zu beklagen sein. Ein Armee-Chef der Rebellen droht mit dem Ende der Feuerpause. Der UN-Sicherheitsrat ist in der Sache gespalten.
Trotz der vereinbarten Waffenruhe in Syrien gehen die gewaltsamen Übergriffe weiter und machen auch vor den UN-Beobachtern nicht halt. Begleitfahrzeuge der syrischen Armee für den Beobachtertrupp seien in Daraa von schweren Explosionen getroffen, berichteten staatliche Medien und Regierungsgegner am Mittwoch übereinstimmend. Ein Fahrzeug mit Journalisten wurde von der Explosion ebenfalls in die Luft gehoben. Die UN-Mitarbeiter wurden offenbar nicht verletzt.
Der oppositionelle Syrische Nationalrat (SNC) machte die Führung in Damaskus für den Anschlag verantwortlich. Sie versuche so, die Beobachter zu verdrängen. Das Regime wolle dadurch seine Behauptung untermauern, dass der Aufstand von Terroristen und Salafisten geführt werde.
Der regierungstreue Fernsehsender Addunia berichtete indes von acht Verletzten unter den syrischen Sicherheitskräften. Auch der Chef der Beobachter, Generalmajor Robert Mood, habe sich in dem Konvoi befunden. Er habe die Verletzten später im Krankenhaus besucht. Sein Sprecher nahm den Anschlag als ein "konkretes Beispiel" der Gewalt in Syrien, die "in allen ihren Formen" beendet werden müsse.
Die Waffenruhe bleibt weiter brüchig
Seit Mitte April gilt in Syrien eine Waffenruhe zwischen Rebellen und der Regierung von Präsident Bashir al-Assad. Sie ist ein Kernpunkt des Friedensplans des UN-Sondergesandten Kofi Annan. Der Plan sieht vor, bis zu 300 Beobachter in das Land zu schicken. Sie sollen die Umsetzung und Einhaltung der Waffenruhe überwachen. Gegenwärtig sind etwa 70 von ihnen in Syrien, bis Freitag werde ihre Zahl auf 100 steigen.
Schon bisher hat sich die Waffenruhe als brüchig erwiesen: Aufständische berichten fast jeden Tag von Dutzenden Toten. Zudem ist es in jüngster Zeit zu einer Serie von Anschlägen auf staatliche Einrichtungen gekommen. Angesichts der Gewalt drohte der Kommandant einer größeren Rebelleneinheit, den Kampf wieder aufzunehmen.
Vorwurf: UN ermöglichen Verbrechen
Der Chef der Freien Armee Syriens, Riad al-Asaad, sagte der in London erscheinenden arabischen Zeitung "Asharq al-Awsat", er könne nicht mehr tatenlos zuschauen, wie die Regierung Menschen töte und festnehme. "Auch unser Volk verlangt, dass wir es schützen, angesichts des Fehlens von konkreten Schritten des Sicherheitsrates", erklärte er. Er warf den UN vor, der Regierung in Damaskus neue Verbrechen zu ermöglichen.
Der UN-Sicherheitsrat ist gespalten. Während der US-Vertreter dort am Dienstag der syrischen Regierung vorwarf, den Annan-Plan nicht vollständig umgesetzt zu haben, sprach sein russischer Kollege davon, dass sich "die Dinge in eine positive Richtung entwickeln".
Der syrische UN-Botschafter Bashar Jaafari legte eine CD vor, die nach seinen Angaben die Geständnisse von 26 in Syrien festgenommenen Arabern enthielt. Sie seien über die Türkei und den Libanon aus Libyen, Tunesien und anderen Staaten eingereist "um Terrorakte in Syrien zu verüben". Jaafari rief Saudi-Arabien, Katar und die Türkei auf, ihre Unterstützung für den bewaffneten Aufstand einzustellen. Die Regierung in Damaskus macht für die Gewalt aus dem Ausland gesteuerte Terroristen verantwortlich.
Aufstand in Syrien
Der Aufstand gegen Syriens Präsident Bashar al-Assad hält seit 14 Monaten an. Dabei sind nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 9.000 Menschen ums Leben gekommen. Seit Mitte April gilt eine Waffenruhe, die sich als brüchig erwiesen hat. Es wird inzwischen befürchtet, dass sich die Kämpfe zu einem Bürgerkrieg ausweiten könnten.
(Ag.)