Ein Doppelattentat nach irakischem Muster erschüttert die syrische Hauptstadt. Mehr als 370 weitere Menschen seien verletzt worden, so das Staatsfernsehen. "Terroristen" seien für die Anschläge verantwortlich.
Damaskus/APA/dpa/AFP. Die erste Explosion erschütterte kurz vor 8 Uhr al-Qazzaz, einen Vorort im Süden von Damaskus. Ziel dieser ersten Bombe war es offenbar, Helfer und Schaulustige anzulocken, um mit einer kurz darauf folgenden zweiten Bombenexplosion umso mehr Menschen zu töten oder zu verletzten.
Vorläufige Opferbilanz des Doppelanschlags: 55 Menschenleben. Mehr als 370 weitere Menschen seien verletzt worden, berichtete das syrische Staatsfernsehen unter Berufung auf das Innenministerium. Die Sprengladungen, die von zwei Selbstmordattentätern gezündet worden waren, hätten eine Sprengkraft von „mehr als tausend Kilogramm“ gehabt.
Anschlag auf Verhörzentrale
Im syrischen Staatsfernsehen wurden „Terroristen“ für die Anschläge verantwortlich gemacht, der syrische Nationalrat als wichtigstes Oppositionsbündnis erklärte dagegen, das Regime wolle mit den Anschlägen die internationalen Beobachter der Waffenruhe einschüchtern. Die Anschläge ereigneten sich vor einem berüchtigten Verhörzentrum der Sicherheitskräfte. Viele politische Gefangene wurden dort gefoltert.
Die Vorgehensweise und die Zerstörung erinnerten indes an Terroranschläge im Irak. Das staatliche Fernsehen zeigte Aufnahmen verkohlter Leichen. Augenzeugen berichteten, etwa 30 Autos seien durch die Explosion im al-Qazzaz-Viertel zerstört worden. Mehrere Gebäude seien stark beschädigt. Viele der unverletzten Bewohner des Viertels stünden unter Schock. Sie weinten und klagten. Einige von ihnen riefen: „Gott schütze Syrien!“
Der TV-Sender al-Arabiya meldete, der Leiter der UNO-Beobachtermission, Generalmajor Robert Mood, habe darauf bestanden, den Tatort selbst in Augenschein zu nehmen. In der unmittelbaren Nähe seines Konvois war am Vortag in der Provinz Daraa ein Sprengsatz explodiert, der sechs syrische Soldaten verletzte.
Experten und Diplomaten haben in den vergangenen Wochen mehrfach darauf hingewiesen, dass der Einsatz der unbewaffneten Militärbeobachter in Syrien gefährlich sei.