Auch bei langen Bindefristen ist Sparen bereits jetzt ein Verlustgeschäft. Inflation frisst die Erträge auf. Ökonomen gehen davon aus, dass wegen der Schuldenkrise längere Periode mit negativen Realzinsen droht.
Wien/Höll. Weil die Inflation über den nominalen Zinsen von Sparbüchern liegt, machen Sparer ein Verlustgeschäft. Für täglich fälliges Geld zahlen die Banken seit 2003 so wenig, dass Sparer nach Abzug der Teuerung nichts verdienen.
Bei einer Bindefrist von über zwei Jahren war man in der Vergangenheit immer im Plus. Im Vorjahr hat sich allerdings die Situation geändert (siehe Grafik). Selbst bei langen Laufzeiten bleibt jetzt nichts mehr übrig. Lockangebote von Direktbanken bringen wenig. Denn es ist auch die Kapitalertragssteuer von 25 Prozent zu berücksichtigen.
Ökonomen wie Stefan Bruckbauer (Bank Austria) und Christian Helmenstein (Industriellenvereinigung) gehen davon aus, dass wegen der europäischen Schuldenkrise eine längere Periode mit negativen Realzinsen droht. Auch wer Anleihen von „sicheren“ Euroländern wie Deutschland und Österreich kauft, muss Verluste hinnehmen.
Damit geraten vor allem Lebensversicherungen und Pensionskassen unter Druck. Denn diese investieren vorwiegend in deutsche und österreichische Staatsanleihen.
„Wer höhere Erträge haben will, muss ein größeres Risiko eingehen – und etwa Aktien kaufen“, sagt Bruckbauer. Allerdings zwingen neue Eigenkapitalvorschriften Banken und Versicherungen verstärkt dazu, in vermeintlich sichere Staatsanleihen zu investieren.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2012)