"Janukowitsch, ein Gangster, die Ukraine eine Diktatur"

Janukowitsch Gangster Ukraine eine
Janukowitsch Gangster Ukraine eine(c) Reuters/GLEB GARANICH
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Der Anwalt der inhaftierten ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko erhebt schwere Vorwürfe gegen das Regime. In Europa werde die Situation "noch immer verharmlost".

Die ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko wurde in den neunten Stock des öffentlichen Krankenhauses in der Stadt Charkiv verlegt. Polizisten patrouillieren vor dem Gebäude, Frauen halten Transparente mit dem Profil der bekannten Patientin in die Höhe. Sie protestieren gegen den Umgang mit der Oppositionsführerin, ebenso wie Timoschenkos Anwalt Sergej Vlasenko.

Er kritisierte im Ö1-"Morgenjournal" am Freitag, dass die „ukrainische Regierung die Verantwortung für Timoschenkos Gesundheitszustand auf die deutschen Ärzte abgeschoben hat. Was soll das?" Einmal mehr forderte der Anwalt auch die Überstellung der Politikerin in die Berliner Charité.

Der Anwalt sieht die Verantwortung für alles, was Timoschenko betrifft, bei den ukrainischen Machthabern, allen voran Präsident Viktor Janukowitsch.

Er sei dankbar „für den Druck, den die europäischen Politiker da machen", so Vlasenko in dem Bericht. Höfliche diplomatische Kritik sei allerdings unzureichen: „Leider haben viele europäische Politiker bis jetzt versucht, mit Janukowitsch europäisch zu sprechen. Doch das versteht Janukowitsch nicht. Er ist ein Gangster und man muss mit ihm wie mit einem Gangster reden."

Man müsse ihm und seiner Mannschaft den Geldhahn zudrehen, betonte Vlasenko. Das System Janukowitsch würde in Europa noch immer verharmlost. Es gehe nicht mehr um Demokratiedefizite in der Ukraine, die Ukraine sei leider „schon längst zu einer Diktatur geworden".

Merkel kritisiert "Repression und Diktatur"

Am Donnerstag hatte auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel scharfe Kritik geübt. Merkel betonte die Bedeutung von Frieden und Freiheit für Deutschland und die EU und fügte hinzu, leider gelte das nicht für ganz Europa: "Denn in der Ukraine und in Weißrussland leiden Menschen immer noch unter Diktatur und Repression".

(Red.)

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