ÖVP: Zentrale Spielerkarte soll vor Spielsucht schützen

Glücksspiel mit Automaten
Glücksspiel mit Automaten(c) APA/GEORG HOCHMUTH (Georg Hochmuth)
  • Drucken

Daten zu Spielverhalten am Automaten sollen zentral gespeichert, ab einem festgelegten Limit der Zugang überall verweigert werden. Die Idee kommt aus dem Finanzministerium, die Branche spricht von einer Alibiaktion.

Mit einer betreiberunabhängige "Spielerkarte" für Automatensalons will die ÖVP suchtgefährdete Spieler besser schützen. Seit der Novellierung des Glücksspielgesetzes im Jahr 2010 wird diskutiert, wie Suchtgefährdete am besten geschützt werden können. Während die einen - etwa Teile der SPÖ - das sogenannte kleine Glücksspiel am liebsten ganz verbieten würden, wollen andere das Automatenspiel aus den Hinterzimmern hervorholen und regulieren.

Das Finanzministerium hat kürzlich einen Bericht zur einer Spielerkarte vorgelegt - vor zwei Jahren war es vom Nationalrat per Entschließungsantrag dazu aufgefordert worden, gestern wurde das Thema im Finanzausschuss behandelt. In dem 23-seitigen Bericht werden Vor- und Nachteile einer solchen Zutrittskarte erläutert. Sobald ein Spieler einen Automaten- oder VLT-Salon (Video Lottery Terminal) betritt, soll aufgezeichnet werden, wie viel er einsetzt und wie lange er spielt.

Die Daten sollen dann auf einem zentralen Server oder lokal gespeichert und statistisch ausgewertet werden. Bei Erreichen bestimmter Schwellen - die der Kunde auch selbst festlegen kann - soll eine Warnung erfolgen. In weiterer Folge könnte der Spieler gesperrt werden, und zwar bei allen Betreibern. Das Finanzministerium weist auch auf problematisch Aspekte, etwa den Datenschutz, hin. Details zur genauen technischen Implementierung sowie zu möglichen rechtlichen Unvereinbarkeiten sind noch offen. Die "Spielerkarte" wäre als Zusatz zur Anbindung aller neuen Glücksspielautomaten an das Bundesrechenzentrum ab Mitte 2013 gedacht, heißt es in dem Bericht. Die Karte könnte frühstens 2014 kommen.

Die ÖVP ist dafür, die Branche dagegen

Für ÖVP-Finanzsprecher Günter Stummvoll wäre eine zentrale Spielerkarte ein geeignetes Instrument zum Spielerschutz. Die Branche ist äußerst skeptisch: "Das ist bestenfalls eine begleitende Maßnahme", nichts gehe über eine namentliche Registrierung beim Eingang, sagte Helmut Kafka vom Automatenverband. Er bezeichnete den Vorstoß als "Alibiaktion". Zumal die "Spielerkarte" nur für Automatensalons, nicht aber für Spielbanken vorgesehen sei. Dort nämlich stünden die "besonders gefährlichen Geräte". Offenbar wolle man die Konkurrenz der Casinos Austria mit besonders strengen Auflagen lähmen. Abgesehen davon sei es "naiv" zu glauben, dass damit pathologische Spieler davon abgehalten werden können, Haus und Hof zu verspielen. Die, die wirklich geschützt werden sollen, wichen eben ins Internet oder in illegale Spielstätten aus.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

GERMANY POKER
Österreich

Lizenzen: Glücksspielgesetz verkommt zur Farce

Peter Zanoni, größter Pokeranbieter neben den Casinos Austria, bewirbt sich nicht um die Poker-Konzession. Beim Match um die Spielbanken fehlen ausländische Anwärter.
THEMENBILD Glücksspiel
Politik

SPÖ: Front gegen kleines Glücksspiel wächst

SP-Geschäftsführer Kräuter spricht sich für ein Verbot aus. Er will sich auf Bundesebene für die Abschaffung von Automatenzock stark machen. Für eine Umsetzung werde die Unterstützung der ÖVP gebraucht.
INTERVIEW MIT WILHELM MOLTERER
Innenpolitik

Glücksspiel-Causa: Justiz ermittelt gegen Molterer

Der ehemalige VP-Finanzminister wird in der Causa Novomatic als Beschuldigter geführt. Grundlage ist eine anonyme Anzeige.
Österreich

Glücksspiel: „Staat gibt sich Lizenzen quasi selbst“

Die Novomatic findet, dass die Ausschreibungsbedingungen für die Casino-Lizenzen gegen das Gemeinschafts- und das Wettbewerbsrecht verstoßen. Novomatic hat deshalb den Verfassungsgerichtshof angerufen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.