Das Frühwerk "Sprache des Feuers" des hochgelobten US-Autors Don Winslow entpuppt sich als ein weiteres Meisterstück.
Don Winslow ist ein angesagter Autor. Sein Drogenepos „Tage der Toten“ wurde hochgelobt. Die Verfilmung von „Zeit des Zorns“ kommt im Herbst ins Kino, unter der Regie von Oliver Stone. Zeitgleich mit dem Filmstart wird „Kings of Cool“, die passende Vorgeschichte, erscheinen. Wenn nun ausgerechnet ein Frühwerk des Autors auf den Markt kommt, ist eigentlich Skepsis angebracht.
Doch bereits nach wenigen Seiten fallen alle Zweifel ab. Vielmehr drängt sich die Frage auf: Warum wurde dieses Buch erst 13 Jahre nach seinem erstmaligen Erscheinen übersetzt? „Sprache des Feuers“ ist zweifellos nicht nur eine Fingerübung für spätere Meisterwerke, sondern bereits ein ebensolches. Beeindruckend sind die Leichtigkeit, mit der Winslow erzählt, und vor allem der ihm eigene Sprachwitz.
Im Zentrum der Geschichte steht „Jack, der gefeierte Brandspezialist, ein ausgebrannter Fall“. Er ermittelt in einem äußerst verzwickten Versicherungsfall, der bis zur letzten Seite mit unerwarteten Wendungen aufwartet. Und Jack hat eine Charaktereigenschaft, die fast alle Winslow-Hauptfiguren kennzeichnet: Er ist ein Unbeugsamer. Hat er sich erst einmal in etwas festgebissen, lässt er nicht mehr los. Umso größer der Widerstand, desto zielstrebiger ist er.
Winslows großes Können zeigt sich darin, dass man sich als Leser dagegen zu wehren versucht, seine Bücher zu verschlingen – weil sie dann viel zu schnell enden. Mit „Sprache des Feuers“ ist ihm das erneut gelungen. phu
Don Winslow: „Die Sprache des Feuers“. Übersetzt von Chris Hirte. Suhrkamp, 419 Seiten, 15,50 Euro.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2012)