Der Rauswurf des deutschen Umweltministers Röttgen sorgt für Wirbel. CDU-Politiker wollen eine Kursdebatte, die SPD kritisiert Kanzlerin Merkel.
Der Rauswurf von Bundesumweltminister Norbert Röttgen bringt weitere Unruhe in die CDU von Kanzlerin Angela Merkel. Der Vorsitzende des Innenausschusses im deutschen Bundestag, Wolfgang Bosbach, forderte am Freitag eine Debatte über die Gründe der Wahlniederlage der Partei in Nordrhein-Westfalen. Dafür seien Fehler Röttgens "nicht alleine ausschlagend gewesen", betonte Bosbach der "Süddeutschen Zeitung".
Röttgen sei "binnen weniger Stunden vom strahlenden Hoffnungsträger der Union zum Alleinverantwortlichen für die verheerende Wahlniederlage in Nordrhein-Westfalen erklärt worden". Das gehe ihm "viel zu schnell", so Bosbach. Der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer sagte den "Stuttgarter Nachrichten": "Die öffentliche Demütigung von Norbert Röttgen durch die Kanzlerin finde ich mehr als ätzend."
Merkel hatte Röttgen am Mittwoch aus ihrem Kabinett geworfen. Kommenden Dienstag wird ihm Bundespräsident Joachim Gauck die Entlassungsurkunde überreichen. Der bisherige Parlamentarischen Geschäftsführer der Union, Peter Altmaier, wird zu Röttgens.
Merkel als "eiskalte Machtpolitikerin"
Die SPD hofft nach dem Rauswurf auf eine neue Wahrnehmung Merkels in der Bevölkerung. "Angela Merkel hat die dunkle Seite der Macht gezeigt, sie hat sich als eiskalte Machtpolitikerin erwiesen", sagte Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig der Zeitung "Die Welt". Daraus werde sich "ein anderes öffentliches Bild von ihr" ergeben. Machnig sprach von einer "Endzeitstimmung in der schwarz-gelben Koalition".
Merkel plant angesichts der Spannungen in der Koalition offenbar ein Treffen mit den Parteichefs von CSU und FDP. Sie wolle Horst Seehofer und Philipp Rösler bereits für die kommende Woche zu einem Gespräch einladen, berichtete die "Bild"-Zeitung am Freitag unter Berufung auf Koalitionskreise.
Bei dem Treffen will Merkel nach Angaben der Zeitung Kompromissmöglichkeiten mit Seehofer und Rösler bei Streitthemen wie dem Betreuungsgeld und den Mindestlöhnen ausloten.
(Ag./Red.)