Das Institut könnte fünf Mrd. Dollar verloren haben. Bisher war von zwei Mrd. Dollar die Rede. Bei einer Anhörung im Senat soll Bankchef Jamie Dimon Fakten liefern.
New york/Ag./Red. Die Verluste der US-Großbank JPMorgan bei Spekulationen mit Kreditderivaten könnten sich auf fünf Mrd. Dollar summieren, heißt es in einem Bericht des „Wall Street Journal“. In der Vorwoche hat die Bank Verluste von zwei Mrd. Dollar (1,6 Mrd. Euro) gemeldet, Vorstandschef Jamie Dimon hat zugleich angekündigt, es könnte noch schlimmer kommen. Zur Schätzung von fünf Mrd. Dollar lehnte Joseph Evangelisti, Sprecher der Bank in New York, vorerst jeden Kommentar ab.
Zuvor hatte die „New York Times“ berichtet, dass die Verluste aus den fehlgeschlagenen Finanzwetten auf drei Mrd. Dollar angeschwollen seien. Hedgefonds und Spekulanten hätten die Notlage der Bank ausgenutzt. Daraufhin räumte die Bank ein, der Verlust könnte sich auf drei Milliarden Dollar summieren, da man damit beginne, die Positionen aufzulösen.
Rede und Antwort im Senat
Angefallen sind die immensen Fehlbeträge in JP Morgans „Chief Investment Office“, das ursprünglich dazu da war, die Bank gegen Risken abzusichern. Unter der Ägide von Bankchef Dimon wurde die Sparte jedoch transformiert. Profite zu erwirtschaften rückte in den Fokus. Dabei sollen sich in London ansässige Händler mit Kreditausfallversicherungen verspekuliert haben. Diese sogenannten CDS versichern Inhaber von Anleihen gegen einen Ausfall ebendieser. Geht es einem Emittenten schlecht, verteuern sich die Papiere. Daneben gibt es auch die Möglichkeit, in einen Index von „Credit Default Swaps“ zu investieren. Grob gesagt steigt dieser Index, wenn sich die Wirtschaftslage verschlechtert. Bei der Spekulation mit solchen Instrumenten soll sich das Institut verschätzt haben.
Nähere Informationen erhoffen sich Aktionäre und Regulatoren, wenn Jamie Dimon vor dem Bankenausschuss des US-Senats erscheinen muss. Der Ausschussvorsitzende Tim Johnson hatte ihn darum gebeten, „damit wir alle Fakten besser verstehen“, sagte er. Eine JP-Morgan-Sprecherin bestätigte die Zusage Dimons.
„Wir werden immer offen und transparent mit unseren Aufsichtsbehörden und dem Kongress umgehen“, erklärte sie. Einen genauen Termin gibt es noch nicht.
Bei den Regulatoren werden die Rufe nach einer Aufspaltung der Banken immer lauter. Der Chef der Notenbank (Fed) von St. Louis, James Bullard, forderte die Zerschlagung von JP Morgan. Der Verlust zeige, wie schwierig es sei, solche Geldhäuser zu regulieren. Er unterstütze die Forderung von Richard Fischer, dem Chef der Dallas-Fed, die größten Kreditinstitute aufzuspalten. Mittlerweile setzt auch Präsident Barack Obama auf eine strengere Regulierung der Bankenwelt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2012)