Privatstrand: Im Garten auf Tauchgang

Die Farben der Pools werden gedeckter, die Inszenierungen gewagter, Bau und Becken zur ästhetischen Einheit.

Ein Pool ist nicht bloß Schwimmbecken, sondern längst Mittelpunkt einer ganzheitlichen Inszenierung geworden: Das kühle Nass bietet Badespaß, wirkt wie ein architektonisches Statement, fungiert als Relax- oder Partyzone, als Eyecatcher oder als ein verlängerter Teil des Wohnzimmers. Im Luxus baden – das darf ein Poolbesitzer wörtlich nehmen „Wasser stellt ein zentrales Element jedes gelungenen Gartens dar. Es beruhigt die Seele und wirkt ausgleichend“, sagt Alexandra Dallinger von freiraum Gartenarchitektur. Entspannung ist das Ziel: Ob Pool, Naturbecken oder Schwimmteich – den Kunden sei vor allem daran gelegen, dass sie mit der Wasserstelle mehr Genuss als Arbeit haben. „Die Kunden wollen Spaß und sich nicht versklaven lassen“, sagt Wolfgang Schmid von Living Garden Gartengestaltung.

Stark nachgefragt wird, was aus dem Rahmen fällt. Das beginnt schon bei der Form. „Die Normgrößen von vier mal acht oder fünf mal neun Metern sind passé, vielmehr sind es lange, schmale Pools mit Überlaufbecken, die sich elegant in die Umgebung einpassen“, erzählt Schmid. Als Luxusmaterial wird vorwiegend Edelstahl eingesetzt – allerdings mit dem Nachteil, dass sich an geschweißten Nähten und Leitungen Rost bilden kann. Dank einer Spezialbeschichtung kann dies verhindert werden, die Langlebigkeit schlägt sich allerdings im Preis mit Kosten jenseits der 50.000 Euro nieder. Klassische Chlorpools sind immer weniger ein Thema, es geht in Richtung Natur: „Wer sich fürs Baden in natürlich aufbereitetem Wasser entscheidet, keine ungebetenen Tiere beim Schwimmen und einen minimalen Pflegeaufwand wünscht, wählt einen Naturpool. Wem an einem naturnahen Badegewässer mit möglichst vielen Pflanzen samt Tierwelt liegt, entscheidet sich für einen Schwimmteich ganz ohne Technik“, erklärt Dallinger. Als Alternative zum Chlorpool wird der Typus Naturpool sukzessive weiterentwickelt. Unter diesem „Baden in Sodawasser“ versteht man eine neue Form der chlorfreien Wasseraufbereitung. Das Poolwasser wird bei dabei durch das Zusammenspiel spezieller Diamantelektroden entkeimt.

Trend zu Hellbeige, Mut zu Schwarz

In der Farbgebung hat man in der Luxusbadesektion das strahlende 1980er-Jahre-Blau hinter sich gelassen: Weiß, Hellgrau und Hellbeige dominieren im Moment, bestätigt Schmid. Mutige setzen sogar auf die ästhetische Wirkung von Schwarz. Für eine optische und haptische Aufwertung des Beckens wird dieses beispielsweise mit dunkelgrauem Naturstein ausgelegt. Rund um den Pool sind Holzdecks und Steinböden für Räkelzonen beliebt – als ideal erweist sich die Kombination aus beiden, kann man doch an kühleren Tagen den wärmeren Stein, an heißeren das kühlere Holz nutzen, schwärmt Schmid. Als Gestaltungselement eingesetzt werden auch großformatige Trittplatten aus Beton, Liege- und Sitzpodeste. Diese können zudem laut Dallinger gut in den Landschaftsverlauf integriert werden.

Das aktuelle Mobiliar wirkt ebenso cool wie der Rest der Szenerie. Und praktisch, denn viele der neuartigen Kunstlederbezüge und Hightech-Textilien können Wind und Wetter trotzen – man kann sie getrost draußen lassen. Meist werden die Bezüge für die Poolchairs und Liegen in Weiß angeboten. Doch im Luxussegment wird ohnehin oft auf Bestellung gearbeitet – erst nach Wahl von Form und Farbe werden die Möbel nach Kundenwunsch produziert.

Drinnen wie draußen

Auffällig ist, dass sich die Wohnlandschaften draußen immer stärker jenen in den Innenräumen angleichen, sie dürfen durchaus identisch sein: „Das verstärkt die Symbiose und die Zugehörigkeit zwischen innen und außen“, erklärt Schmid das Verschwimmen der Grenzen von In- und Outdoor. Dieser Trend setzt sich auch in der Wahl gleicher Fußböden unter dem Dach und unter freiem Himmel fort. Diese Homogenität bringt den Vorteil, dass selbst kleinere Flächen größer erscheinen. Akzente setzt man beispielsweise durch die Wahl von Platten in unüblichen Formaten wie 120 mal 40 Zentimetern.

Damit der Pool abends entsprechend in Szene gesetzt wird, darf mehr als bloß ein Licht aufgehen. Grelle Poolscheinwerfer sind allerdings vollkommen aus der Mode gekommen, vielmehr setzt man heute auf LED-Technik, wer es mag, auf ausgeklügelte Farbspiele. Gartengestalter erfüllen viele Wünsche wie etwa einen Nachbau des Sternenhimmels oder im Holzdeck eingravierte Familieninitialen. „Leuchtwürfel wirken bei Tag wie reduzierte Skulpturen, bei Nacht wird der Designgarten wie eine Kunstinstallation mit Farben inszeniert“, berichtet Dallinger. Für die Bepflanzung bieten sich Gräser und Bambus an, sie vereinen laut Schmid mehrere Pluspunkte: Sie verändern sich kaum – und damit auch die Optik um den Pool nicht. Zudem brauchen sie nicht viel Platz. Gräser, Schilf und Bambus verkörpern mit ihren Bewegungen im Wind eine Art „Leichtigkeit des Seins“, intuitiv bringe man sie mit Wasser in Verbindung: „Das erzeugt Harmonie.“ Sonst ist botanische Abwechslung gefragt: Das Gartenbild soll sich im Jahresverlauf stetig verändern, „es ist einfach schön, wenn immer etwas anderes blüht“, so Dallinger. Immergrüne Heckenelemente geben der Oase im Winter einen Rahmen, gleichzeitig erspart man sich den Blattsalat im Pool. Zudem sind Heckenelemente als Sichtschutz ein Thema, da mit einem Schwimmbad immer auch ein Intimraum geschaffen wird.

Einen privaten Rückzugsraum im Freien zu gestalten, stand auch im Fokus des „Hauses am Waldrand“ von Wolf-Architektur. Der Bau erstreckt sich um einen Wohnhof, der sich zum Wald öffnet und von einem Pool flankiert wird, der außergewöhnliche Maße hat – 14 mal drei Meter. Hof und Terrasse werden durch Wandscheiben geschützt, können aber zum Wald hin geöffnet werden. Weiters schirmt eine Sichtbetonmauer den Pool ab, aber integrierte Fenster bieten reizvolle Ausblicke auf die Hügeln des Hausrucks.

Baden im obersten Geschoß

Größtmögliche Privatsphäre im Poolbereich wurde von den Wolf-Architekten auch bei ihrem „Haus am Hang“ ermöglicht. In diesem raffiniert in sich verschobenen Bau liegt der Pool mit den Wohnbereichen im obersten Geschoß gleichauf. Er ist von außen uneinsichtig, die Hanglage ermöglicht aber dennoch einen direkten Gartenzugang – hier entstand eine Art „Einheit von grüner Wiese, Wasser und Wald“, erklärt Architekt Wolf Großruck. „Es ist zwar nicht ganz einfach, Tonnen von Wassermassen in das Obergeschoß zu integrieren, aber der Pool wird bei uns ganz grundsätzlich als dritte Dimension des Wohnens gesehen.“ Man solle die Lichtreflexionen des Wassers im Wohnraum spüren, es plätschern hören.

Teil des baulichen Gesamtkonzepts ist der Pool auch beim „Haus P“ vom Architekturbüro Caramel. „Das Herz des Hauses ist eigentlich der Außenbereich, um den herum sich die Wohnräume entwickeln. Der Pool samt Terrassenbereich verknotet sich durch die Anordnung gewissermaßen mit dem Haus zu einem Raumgebilde. Er bildet die seitliche Verlängerung der Wohnterrasse“, formuliert Caramel-Architekt Martin Haller die Idee. Wesentlich war an dem auffälligen Objekt, dass Haus, Freibereich, Garage und Pool eine Einheit bilden. „Pool und Terrasse sind in diesem Sinn als einheitlicher Außenraum konzipiert, der einmal Wasser, einmal Lattenrost als Oberfläche hat.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2012)

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