Facebook-Börsengang floppt

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FacebookBoersengang floppt(c) AP (Richard Drew)
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Die New Yorker Nasdaq vermasselt den Börsenauftakt von Facebook komplett. Schon am zweiten Handelstag stürzen die Papiere zeitweise um über zwölf Prozent ab. Die Technologiebörse räumte indes schwere Fehler ein.

New York/Wien/ag./Auer. Eigentlich hätte Facebooks Börsengang am vergangenen Freitag das ramponierte Image der Nasdaq wieder aufpolieren sollen. Doch aus dem angekündigten Befreiungsschlag für die Technologiebörse wurde nichts. Im Gegenteil: Die ersten beiden Handelstage entpuppten sich als Blamage. Sowohl für die Börse, die mit dem Start der Facebook-Aktien schlichtweg überfordert war, als auch für Analysten, die Facebook eine glanzvolle Börsenkarriere prognostiziert hatten.

Denn wer am Freitag Anteile am weltgrößten digitalen Netzwerk gekauft hatte, ist mittlerweile schon wieder kräftig im Minus. Die Papiere fielen am gestrigen zweiten Handelstag binnen weniger Minuten um über zwölf Prozent auf gut 33 Dollar. Ausgegeben wurden die Aktien um 38 Dollar je Stück.

Morgan Stanley stützt das Papier

Die Papiere kamen allerdings schon am ersten Handelstag stark unter Druck. In den ersten 30 Sekunden wechselten zwar 82 Millionen Facebook-Aktien um je 42 Dollar den Besitzer. Danach ging es aber stetig bergab. Um einen Komplettabsturz unter den Ausgabepreis von 38 Dollar zu verhindern, kaufte die US-Großbank Morgan Stanley am Freitag selbst kräftig zu. Das Geldhaus ist Mitglied jenes Bankenkonsortiums, das Facebooks 16-Milliarden-Dollar-Börsengang vorbereitet hatte.

Spekulationen über einen möglichen Insiderhandel will die US-Börsenaufsicht SEC nun genau prüfen. Die Talfahrt von Facebook riss am Montag zu Börsenbeginn auch die übrigen Social-Media-Aktien nach unten. Linkedin und Groupon waren um gut fünf Prozent im Minus.

Die New Yorker Nasdaq räumte unterdessen schwerwiegende Fehler am ersten Handelstag ein. Erst musste der Handelsbeginn nach hinten verschoben werden. Und auch danach konnten willige Investoren stundenlang nur raten, ob und zu welchem Preis sie soeben Facebook-Aktien gekauft oder verkauft haben.
„Es war keine Glanzstunde von uns“, räumte Nasdaq-Chef Robert Greifeld am Sonntag ein. Als Grund für die Panne nannte er unerwartete Fehler in der Handels-Software. Das Programm habe fünf statt der üblichen drei Millisekunden benötigt, um Käufer und Verkäufer zusammenzuführen. Da in der Zwischenzeit so viele Anleger weitere Änderungen und Anfragen geschickt hätten, habe sich das System immer wieder neu gestartet. Zwanzig Minuten lang hängte das System wie paralysiert in der Endlosschleife.

Negativserie der Nasdaq

Das ist nicht nur ein großer Imageschaden für die Börse. Der Vorfall könnte auch ein kostspieliges Nachspiel haben. Rund 30 Millionen Aktien waren Greifeld zufolge von dem Fehler betroffen. Wer in dieser Zeit verkaufen wollte, erfuhr teilweise erst am Nachmittag, dass der Auftrag gar nicht angenommen wurde.

Boten die Händler ihre Aktien dann neuerlich zum Verkauf an, mussten sie bereits einen deutlich niedrigeren Preis akzeptieren. Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt, ob den Investoren eine Entschädigung zusteht.

Die Nasdaq setzt mit dem Vorfall ihre Negativserie der vergangenen Monate fort. Zuletzt musste der Technologie-Marktplatz Hackerangriffe, einen Insiderskandal und die gescheiterte Übernahme des Konkurrenten NYSE Euronext verdauen. Auch der computergestützte Handel macht nicht zum ersten Mal negative Schlagzeilen. Erst im März musste die Computerbörse BATS ihren eigenen Börsengang wieder abblasen. Schuld war ein Fehler in der Software, der den Wert der Aktien binnen weniger Minuten pulverisiert hatte.

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