Italien-Nachbeben bis nach Innsbruck zu spüren

Nur die Hälfte der Kirche von Buanacompra ist nach dem Beben übrig.
Nur die Hälfte der Kirche von Buanacompra ist nach dem Beben übrig.(c) EPA (Carlo Ferraro)
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Allein in der Nacht auf Dienstag hat es in Noprditalien wieder 22 Nachbeben gegeben. Nun soll der Notstand ausgerufen werden, um Gelder für den Wiederaufbau locker zu machen.

Zwei Tage nach dem heftigen Erdbeben in Norditalien wurden in der Nacht auf Dienstag wieder 22 Nachbeben gemeldet. Das schwerste hatte eine Stärke von 3,7 auf der Richterskala, teilte Italiens nationales Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) mit. Ein kräftiges Nachbeben der Magnitude 4,1 nach Richter im Raum Bologna am Montag um 18.37 Uhr war auch im Raum Innsbruck leicht verspürt worden. "Es konnte in höheren Stockwerken wahrgenommen werden", teilte der Österreichische Erdbebendienst der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit.

Bei dem Beben der Stärke 6,0 am Sonntag kurz nach 4 Uhr morgens kamen mindestens sieben Menschen ums Leben, 50 Personen wurden verletzt. An vielen historischen Gebäuden entstanden schwere Schäden. Besonders betroffen waren die Provinzen Modena, Ferrara, Bologna und Mantua.

Monti ruft Notstand aus

Der italienische Premier Mario Monti hat am Dienstag die Gemeinde Sant'Agostino nahe Ferrara besucht. Dort sind am Sonntag drei Arbeiter beim Einsturz einer Fabrik ums Leben gekommen. Der Regierungschef kam gemeinsam mit Italiens Zivilschutzchef Franco Gabrielli mit Angehörigen der Opfer zusammen. Die Regierung werde ihren Beitrag zum Wiederaufbau der Gegend leisten, betonte Monti.

Monti kündigte die Ausrufung des Notstands für die Region Emilia Romagna an. Damit sollen Gelder für den Wiederaufbau locker gemacht werden. "Wir müssen der Gegend helfen, so rasch wie möglich wieder ihre wirtschaftlichen Aktivitäten aufzunehmen", sagte Monti. Rund 5000 Menschen sind obdachlos und mussten schon die zweite Nacht in Notunterkünften verbringen.

Monti versprach Steuerentlastungen für die vom Beben betroffenen Gebiete. "In schwierigen Momenten müssen Zusammenhalt und starker Reaktionswille siegen", betonte Monti. Der Regierungschef musste auch Kritik hinnehmen. Einige aufgebrachte Obdachlose pfiffen ihn aus. "Geh nach Hause", riefen sie dem parteiunabhängigen Premier zu.

Herz der Lebensmittelproduktion

Das Erdbeben hat das Herz von Italiens Lebensmittelproduktion schwer in Mitleidenschaft gezogen. In den betroffenen Provinzen Ferrara, Modena und Bologna konzentriert sich ein Großteil der Herstellung. Auf 200 Millionen Euro beziffert der Landwirtschaftsverband Coldiretti die Schäden allein im Agrar- und Lebensmittelbereich. Lager- und Treibhäuser, Ställe und Fabriken wurden beschädigt. Schweine und Kühe sind unter den Trümmern ihrer Ställe gestorben. Wegen des Erdbebens seien 5000 Jobs in Landwirtschaft und Industrie gefährdet, warnte der Gewerkschaftsverband CGIL.

Folgenschwer war der Erdstoß auch für die Parmesan-Käsereien der Region. Nach Branchenangaben wurden mehrere Lagerhäuser und über 300.000 Laibe der beliebten Hartkäsesorten Parmigiano Reggiano und Grana Padano zerstört, das sind zehn Prozent der gesamten Produktion. Der Schaden belaufe sich einer ersten Schätzung zufolge auf insgesamt 250 Millionen Euro, teilte der Chef des Konsortiums für den Schutz von Grana Padano, Stefano Berni, mit.

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(APA / Red.)

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