Norditalien: Notstand, Nachbeben, Neuanfang

Italiens Premier Mario Monti (in der Mitte) und der Gouverneur der Region Emilia Romagna, Vasco Errani, besuchen die Erdbebenregion.
Italiens Premier Mario Monti (in der Mitte) und der Gouverneur der Region Emilia Romagna, Vasco Errani, besuchen die Erdbebenregion.(c) EPA (ELISABETTA BARACCHI)
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Leichte Nachbeben erschütterten in der Nacht auf Mittwoch erneut die Region. Premier Monti sagt den Betroffenen rasche Hilfe zu.

Nach dem schweren Erdbeben in Norditalien mit sieben Toten und 50 Verletzten am Sonntag haben Tausende Menschen auch die Nacht auf Mittwoch in Notunterkünften oder bei Freunden und Verwandten verbracht. Erneut wurde die Region Emilia Romagna von Nachbeben erschüttert, allerdings war ihre Stärke geringer als in den vergangenen Tagen. Rund 30 Nachbeben wurden vom nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) verzeichnet.

Unterdessen wächst die Sorge um die Wirtschaft: Neben den Sachschäden müsse man auch die Folgen des Produktionsstopps in den vielen Betrieben der Gegend berücksichtigen, betonte die italienische Arbeitgeberorganisation Confindustria. Sie schätzte den Schaden für Firmen auf mehrere hundert Millionen Euro. Allein die Bauern machen bis zu 200 Millionen Euro Schaden geltend.

Die Emilia Romagna gilt als Gourmetregion und ist zur führenden Wirtschaftsregion mit Schwerpunkt auf Nahrungsmitteln geworden. Hier befinden sich die Zentralen des Nudelfabrikanten Barilla und des Milchproduzenten Parmalat. Auch mittelständische Nahrungsmittelproduzenten und Anlagenbauer für die Lebensmittelindustrie sind hier beheimatet.

"Wir müssen der Gegend helfen, so rasch wie möglich ihre wirtschaftlichen Aktivitäten wieder aufzunehmen", sagte Premier Mario Monti. Er hatte den Betroffenen am Dienstag rasche Hilfe zugesichert. Der Ministerrat rief für die Region Emilia Romagna den Notstand aus. Damit sollen sofort 50 Millionen Euro für den Wiederaufbau locker gemacht werden.

Betroffene sollen vorübergehend weniger Abgaben leisten müssen. Für beschädigte Gebäude werden die Bewohner der Erdbebengebiete die neu eingeführte Immobiliensteuer IMU nicht zahlen müssen. Monti will sich für eine enge Zusammenarbeit zwischen Banken und politischen Kräften einsetzen, um geschädigten Unternehmen zu helfen.

Monti besuchte am Dienstag die Gemeinde Sant'Agostino nahe Ferrara, in der am Sonntag drei Arbeiter beim Einsturz einer Fabrik ums Leben gekommen waren. Der Regierungschef kam gemeinsam mit Zivilschutzchef Franco Gabrielli mit den Angehörigen der Opfer zusammen. "Die Regierung ist den Menschen, die vom Erdbeben so stark getroffen wurden, nahe. In schwierigen Momenten müssen Zusammenhalt und starker Reaktionswille siegen", betonte Monti. Dabei musste er im Erdbebengebiet auch Kritik hinnehmen. Einige aufgebrachte Obdachlose pfiffen ihn aus. "Geh nach Hause", riefen sie dem parteiunabhängigen Premier zu.

Rund 5200 Menschen sind in 39 Gemeinden in den Provinzen Modena und Ferrara obdachlos, 48 Verletzte befanden sich noch im Krankenhaus. Regenfälle und Nachbeben behinderten zeitweise die Aufräumarbeiten. Viele Schulen blieben geschlossen.

(APA)

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