Verhindert Frankreichs Präsident Schäuble? Hollande erhebt Einwände gegen die eigentlich bereits beschlossene Bestellung des deutschen Finanzministers zum Eurogruppen-Chef.
Wien/Brüssel/Aga. Ein François Hollande setzt seinen Willen eisern durch. Das jedenfalls wollte der neue französische Präsident seinen internationalen Partnern gleich bei den ersten drei großen Gipfeltreffen seiner Amtszeit in Camp David (G8), Chicago (Nato) und Brüssel (EU-Sondergipfel) beweisen, wo er eingespielte Gepflogenheiten, aber auch gemeinsame Abkommen durchbrach.
Der Franzose hielt sich auch nicht zurück, seine deutsche Partnerin Angela Merkel mit kleinen Sticheleien zu reizen: So war es zu Zeiten seines Vorgängers Nicolas Sarkozy üblich, dass sich das deutsch-französische Duo im Vorfeld jedes Gipfels zur geheimen Besprechung à deux zurück zieht. Am Mittwoch aber zog es Hollande vor, lediglich seinen spanischen Amtskollegen Mariano Rajoy vor dem Dinner der EU-27 zu treffen.
Besonders ärgern dürfte Merkel, dass Hollande Einwände gegen die eigentlich bereits beschlossene Bestellung des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble zum Eurogruppen-Chef hat. So könnte Paris indirekt Druck auf Berlin ausüben, in anderen Punkten doch noch klein bei zugeben.
Abzug schon Ende 2012
Schon beim Nato-Gipfel vergangenes Wochenende hatte Hollande das Ärgernis der Bündnispartner provoziert: Er kündigte an, die französischen Truppen aus Afghanistan bereits Ende diesen Jahres und nicht wie geplant erst Ende 2014 heim holen zu wollen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2012)