Ich und die Politik

Keine Inhalte – na und? Die Schläue der Piraten.

Ihr wollt nicht hören, sondern fühlen“ lautet der Titel eines Artikels der deutschen „Zeit“. Darin erklärt ein Professor für Politikwissenschaften den Blick seiner Studenten auf die Politik: Politik, schreibt er, begreift ihr als ständige Selbstbeobachtung. Ihr lest nicht das Interview mit der Bundesfamilienministerin, sondern die Titelgeschichte: „Wann möchtest du ein Kind?“ Politik, schließt er, ist das, was die Jungen fühlen, was sie persönlich angeht – Ihr seid der Star, nicht die Kanzlerin. Die Piratenpartei kommt dem Gefühl entgegen.

Mangels Programm, Strategie und Inszenierung stehen die Piraten als authentische Amateure für eine Partei ein, die unwichtig, weil diffus bleibt. Bei einer TV-Debatte forderte unlängst eine deutsche Grüne, dass man statt über Piraten endlich über „Politik und Inhalte“ reden solle. Der Pirat erwiderte: „Wir reden die ganze Zeit über Politik, Sie merken es nur nicht mehr.“ Er hat recht.

ulrike.weiser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2012)

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