Bofinger: "Geuro macht alles noch schlimmer"

Bofinger Geuro taugt nichts
Bofinger Geuro taugt nichts(c) Reuters (Tobias Schwarz)
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In Krisenphasen hätten Wunderheiler Hochkonjunktur, kritisiert der deutsche Ökonom Pläne zur Einführung einer Parallelwährung in Griechenland.

Die Deutsche Bank hat ein Modell entwickelt, wie Griechenland eine Parallel-Währung einführen könnte. Dieses soll den goldenen Mittelweg zwischen Totalaustritt des Landes und einer Schuldeneskalation in Europa ermöglichen, wie "Die Presse" berichtete. Demnach könnte die griechische Regierung neue Schuldscheine ausgeben, die zur Basis einer neuen Währung - dem "Geuro" - neben dem Euro werden. Mit dieser würde der größte Teil der inländischen Transaktionen - darunter auch Gehaltszahlungen - abgewickelt werden. Der Geuro würde dem inländischen Zahlungsverkehr dienen und maximal halb so viel wert sein wie der Euro. Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer erklärte gegenüber der "Presse", dass diese Scheine mit großer Wahrscheinlichkeit von jenen genutzt würden, "die dringend Zahlungsmittel benötigen". Auf diese Weise würden auch die griechischen Exporte billiger werden, die Wirtschaft könnte an Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen.

Bereits kurz nach Bekanntwerden der Pläne war daran gezweifelt worden, dass die Griechen die Schuldscheine einfach so als Zahlungsmittel akzeptieren würden. "Da braucht man gesetzliche Eingriffe, die sicherstellen, dass Löhne und Steuern in Schuldscheinen gezahlt werden und dass die Geschäfte gezwungen werden, diese Schuldschein anzunehmen", meinte etwa Matthias Kullas vom Centrum für Europäische Politik.

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"Geuro würde zu Volksaufstand führen"

Nun hat ein weiterer prominenter Ökonom Kritik geäußert: Der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger. "In Krisenphasen haben Wunderheiler Hochkonjunktur", schreibt er einleitend in einem Debattenbeitrag auf "Spiegel Online".

"Wenn der Geuro nicht nur für Rechnungen an Unternehmen eingesetzt wird, sondern auch für die Gehaltszahlungen im öffentlichen Dienst sowie für Renten, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es in Griechenland zu einem Volksaufstand kommt", warnt Bofinger. Und: "Während sich die Einkommen der von Geuro-Zahlungen Betroffenen faktisch halbieren, müssten sie Mieten, Pachten und Zinszahlungen weiterhin in unveränderter Höhe in Euro zahlen. Da auch die privaten Verbindlichkeiten weiterhin auf den Euro lauten würden, wären die Bezieher von Geuro-Einkommen über Nacht völlig überschuldet."

"Geuro kombiniert die Nachteile"

Sein Schluss: "Ein griechischer Teilaustritt aus der Währungsunion ist somit nicht besser, sondern schlechter als eine vollständige Umstellung, bei der auf einen Schlag eine neue Währung für das gesamte Wirtschaftsleben eingeführt würde." Eine Lösung ist seiner Meinung nach nur möglich, wenn Griechenland mehr Zeit zum Sparen eingeräumt und gleichzeitig eine glaubwürdige Wachstums- und Beschäftigungsinitiative in Aussicht gestellt werde.

Bofinger spricht sich für ein Entweder-oder aus. "Für die Zukunft Griechenlands wie auch die Zukunft des Euro gibt es somit nur die klare Entscheidung zwischen dem Austritt und dem Verbleiben in der Währungsunion." Er beendet seinen Kommentar mit einem weiteren Seitenhieb auf den Geuro: "Der Versuch, sich mit dem Geuro vor dieser Entscheidung zu drücken, würde nicht die Vorteile, sondern Nachteile beider Alternativen kombinieren."

(Red.)

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