Der Dalai Lama und der tibetische Exilpremier Lobsang Sangay sind in Wien angekommen. Sie bekräftigten Tibets Willen zum Dialog mit Peking.
Der Dalai Lama absolviert ab Freitag den letzten Teil seiner Österreich-Reise, die ihn vergangene Woche auch nach Kärnten und Salzburg führte. Neben einem Vortrag in der Stadthalle wird das spirituelle Oberhaupt der Tibeter trotz Warnungen der chinesischen Botschaft in Wien auch die heimischen Regierungsspitzen treffen. Noch heute soll der Friedensnobelpreisträger von 1989 auf Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger (V) treffen, am Wochenende dann auf Kanzler Werner Faymann (S).
Der Dalai Lama hat sich bei seiner Ankunft in Wien erneut für einen Dialog mit China ausgesprochen. Er trete für eine Lösung mit "gegenseitigen Nutzen für Tibet und China" ein, sagte der Friedensnobelpreisträger. Auch Lobsang Sangay, Premier der Exilregierung Tibets, betonte seinen Willen zum Dialog und einer "Win-Win-Situation" mit Peking.
Tibet strebe eine "echte Autonomie innerhalb der chinesischen Verfassung" an, versicherte Sangay. Dies bedeute aber keine "Loslösung", man respektiere jedenfalls die chinesischen Interessen und die Souveränität der Volksrepublik. Der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, erklärte in diesem Zusammenhang, dass die "Kraft des Gewehres" dabei aber "nur kurzfristig" siegen könnte. Langfristig würde die "Kraft der Wahrheit entscheiden".
Situation der Bevölkerung "unerträglich"
Tibet verfolge seit Jahren eine "strikt gewaltfreie Politik", so der Dalai Lama. Dass die Situation in der Autonomen Region jedoch "sehr ernst" sei, zeigten die rasant steigenden Selbstverbrennungen tibetischer Mönche. Unter chinesischer Besatzung würden "inakzeptable Verhältnisse" in Tibet herrschen, erklärte Sangay. Die Situation der Bevölkerung sei "unerträglich".
Der Dalai Lama ist am Samstag am Heldenplatz im Rahmen der "Europäischen Solidaritätskundgebung für Tibet" zu sehen. Den Abschluss des Besuches bildet ein Treffen mit Kardinal Schönborn am Sonntag.
(APA)