Ahmed Shafiq tritt formell als Unabhängiger an. Er steht aber dem herrschenden Militärrat nahe.
Ahmed Shafiq präsentiert sich als Mann der Tat, der durchgreift. „Wenn ich will, kann ich den Tahrir-Platz in zehn Minuten räumen lassen“, brüstete er sich. Viele Ägypter sind die blutigen Turbulenzen leid und wollen endlich Ruhe im Land. So setzten sie auf den Ex-General, der sich aller Voraussicht als Zweiter für die Stichwahl qualifizierte.
Der 1941 Geborene war zunächst Kampfpilot und flog im Jom-Kippur-Krieg 1973 Einsätze gegen Israel. 1996 wurde er Chef der Luftwaffe. Einen Namen gemacht hat er sich aber vor allem seit 2002 als Luftfahrtminister, der die Fluglinie „Egypt Air“ modernisierte und profitabel machte. Unter seiner Regie wurden die Flughäfen auf internationalen Standard gebracht.
Nach Beginn der Revolution im Jänner 2011 ernannte der bedrängte Hosni Mubarak den erfolgreichen Minister zum neuen Premier, der jedoch schon vier Wochen später zurücktrat. Formal tritt der 70-Jährige als Unabhängiger an. Trotzdem sind seine Plakate überall im Straßenbild Kairos präsent. An Finanzmitteln für seine Wahlkampagne scheint es ihm nicht zu mangeln. Für Polizei und Militär ist Ex-Luftmarschall der Wunschkandidat. Aber auch viele Kopten und ehemalige Regimeanhänger haben ihn gewählt. Mitten im Wahlkampf hatte er einen schweren Schlag zu verkraften: Vor fünf Wochen starb seine Frau. [AP]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2012)