Mohamed Mursi ist ein islamistischer Hardliner, der die Scharia in Ägypten einführen will.
Mohamed Mursi ist nicht nur Chef der „Partei für Freiheit und Gerechtigkeit“, also des politischen Arms der Muslimbruderschaft, er ist auch Ingenieur. Und seine Ansichten sind ähnlich starr wie der Stahlbeton in seinen statischen Berechnungen.
1951 in der Provinz Sharqia im Nildelta geboren, blieb er seiner Heimat bis heute treu. Bis zuletzt arbeitete er als Professor an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften in der Provinzhauptstadt Zagazig. Zwischendurch lebte die Familie aber auch in Kairo und insgesamt sieben Jahre in Kalifornien. Zwei von Mursis fünf Kindern sind US-Staatsbürger.
Im Verhältnis zu Israel gilt er als Falke, mehrfach bezeichnete er Israelis als „Killer und Vampire“. Als Wahlkampf-Einheizer hatte er stets den radikalen Prediger Safwat el-Hegazi dabei, der der jubelnden Menge Vereinigte Staaten von Arabien mit Jerusalem als Hauptstadt in Aussicht stellte. Die koptische Minderheit fürchtet Mursi wegen seiner militanten religiösen Ansichten. Frauen und Christen haben seiner Ansicht nach in den höchsten Ämtern eines islamischen Ägypten nichts zu suchen. „Der Koran ist unsere Verfassung, die Scharia unser Gesetz“, skandierten seine Anhänger auf Mursis Wahlveranstaltungen. Der Kandidat antwortete ihnen: „Niemand kann uns stoppen, in eine islamische Zukunft zu marschieren.“ mg [AP]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2012)