Mit dem Moslembruder-Wahlspruch „Islam ist die Lösung“ kann man Ägyptens Wirtschaft nicht aufpäppeln.
Eigentlich war er als Kandidat schon totgesagt. Und dafür gab es gute Gründe. Mohamed Mursi ist nicht gerade mit Charisma gesegnet. Und die islamistische Moslembruderschaft, für die er in die Präsidentenwahl gezogen ist, hat zuletzt bei den Ägyptern an Sympathien eingebüßt. Und doch schnitt Mursi besser ab als erwartet. Nach ersten Ergebnissen scheint er in die Stichwahl im Juni einzuziehen.
Der „Gottesfürchtigkeit“ der Wähler allein hat er das nicht zu verdanken. Denn mit Ex-Moslembruder Abul Futuh gab es eine Alternative. Mursi hat es dem Netzwerk zu verdanken, das die Bruderschaft über ganz Ägypten gezogen hat – vor allem über die sozial schwachen Gebiete.
Irgendwann werden ihre Wähler aber fordern, dass die Bruderschaft Resultate liefert. Um Ägyptens Wirtschaft aus der Misere zu holen, braucht es mehr als den Wahlspruch „Islam ist die Lösung“. Spätestens dann könnte es heißen: It's the economy, Islamist!
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2012)