Nach Bluttat in St. Pölten: Aufarbeitung hat begonnen

In der Volksschule in St. Pölten-Wagram werden die ersten Schultage nach der Bluttag vorbereitet.
In der Volksschule in St. Pölten-Wagram werden die ersten Schultage nach der Bluttag vorbereitet.(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
  • Drucken

Schulpsychologen beraten mit Lehrern über die ersten Schultage nach dem Todesdrama. SPÖ und Grüne wollen "Gesetzeslücken" schließen.

Nach dem Mord eines Vaters an seinem Sohn in einer Volksschule in St. Pölten hat am Dienstag die Planung für die Aufarbeitung des Geschehens vom Freitag begonnen. Eine Mitarbeiterin des schulpsychologischen Dienstes des Landeschulrates Niederösterreich bespricht heute, am letzten Tag der Pfingstferien, die weiteren Schritte mit den Lehrern der Volksschule.

Es gehe auch um die Frage, wie viele Fachleute notwendig sein werden und welche Unterstützung die Lehrer an der achtklassigen Volksschule selbst bräuchten, erklärte Andrea Richter, die Leiterin des schulpsychologischen Dienstes.

Schule soll gewohnte Struktur bieten

Die Kinder sollten jedenfalls mit den ihnen vertrauten Lehrern reden oder ihre Eindrücke durch Zeichnungen aufarbeiten. Es brauche eine gewohnte Struktur, daher wird die Schule am Mittwoch "weiterlaufen wie immer", wenn auch der Unterricht eine Zeit lang "zurückgefahren" werde. An der Volksschule in St. Pölten-Wagram werden in den kommenden Tagen aber vermehrt Psychologen anwesend sein - auch, "um gleich vor Ort zu sein", falls Gespräche von Eltern oder Kindern gewünscht werden. Es werde auch eine Gedenkfeier für den Buben an der Schule geplant.

Das offizielle Begräbnis fand am Dienstag am frühen Nachmittag statt. Der Leichnam des Kindes wurde auf dem Friedhof des Stadtteils St. Georgen am Steinfelde beigesetzt. Vor der Schule des Kindes, wo sich die Tat Freitag früh ereignete, brannten am nach Pfingsten noch schulfreien Dienstag zahlreiche Gedenkkerzen. Auch Blumen und Zeichnungen von Mitschülern wurden zur Erinnerung vor dem schwarz beflaggten Gebäude abgelegt.

Der Bub wurde von seinem 37-jährigen Vater am Freitag in der Volksschule in den Kopf geschossen und erlag am Sonntag seinen Verletzungen. Gegen den Vater - er beging nach der Bluttat Selbstmord - war Tage vor dem Todesschuss ein Betretungsverbot ausgesprochen worden.

Ausweitung des Betretungsverbots gefordert

Unterdessen haben sich Vertreter von SPÖ und Grünen für eine Ausweitung des Betretungsverbots ausgesprochen. Beide Parteien beklagen nun "Gesetzeslücken", die schon lange geschlossen hätten werden sollen. So solle ein Betretungsverbot in ein automatisches Kontaktverbot "außerhalb der eigenen vier Wände und vor allem für die Schule und den Kindergarten" münden, forderte die grüne Kinder- und Jugendsprecherin Tanja Windbüchler-Souschill in einer Aussendung.

Das völlige Kontaktverbot könne derzeit nur bei Gericht erwirkt werden, erläuterte der SPÖ-Abgeordnete Anton Heinzl dazu. Dies brauche aber Zeit und bürokratischen Aufwand, die es zum Schutz von unter Gewalt leidenden Angehörigen nicht geben dürfe. "Zudem besteht derzeit im Rahmen der Aussprache eines Betretungsverbots noch keine Informationspflicht für Schulen, Kindergärten oder andere öffentliche Betreuungseinrichtungen. Hier hat der Gesetzgeber zu reagieren, diese Lücken müssen wir unbedingt schließen", stellte Heinzl fest. Die Grünen kündigten an, im Parlament einen Antrag zur Novellierung des Gesetzes einzubringen.

"Wegweisung nicht das geeignete Mittel"

Auch Opferschutzeinrichtungen fordern, die polizeiliche Wegweisungen auf öffentliche Orte wie Schulen und Kindergärten auszuweiten. Eine Informationspflicht für Behörden an Schulen, etc. im Fall von Gewaltausübung sei notwendig. Gegenüber der Staatsanwaltschaft, die sich gegen eine U-Haft für den Mann entschieden hatte, erhob Rosa Logar von der Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie schwere Vorwürfe: "Eine polizeiliche Wegweisung ist bei einem Täter, der wiederholt Gewalt ausübt und droht, nicht das geeignete Mittel. Die Staatsanwaltschaft hätte hier wie im Gesetz vorgesehen die Haft beantragen müssen, dann könnte der Bub noch leben", klagte sie.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wien

Bluttat in St. Pölten: War Todesschuss zu verhindern?

Nach der Bluttat in einer Volksschule werden Forderungen nach einer Ausdehnung des Betretungsverbots laut. Das Innenministerium warnt vor übereilten Entscheidungen. Die wichtigsten Fragen und Antworten hierzu.
Kommentare

Verbote und ihre Grenzen

Umfassender Kinderschutz lässt sich auch durch strengste Verbote nicht herstellen.
Österreich

Bluttat in Schule: Bub erliegt Schussverletzung

Der Achtjährige, der am Freitag von seinem Vater angeschossen wurde, ist an seiner Verletzung gestorben.
Österreich

Schule: Vater schießt Sohn in den Kopf

Ein 37-Jähriger holt seinen Sohn aus dem Volksschulunterricht, bringt ihn in den Keller des Gebäudes und schießt ihm eine Kugel in den Kopf – danach erschießt er sich selbst.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.