Viele Kirchen und Monumente sind eingestürzt, das genaue Ausmaß der Schäden ist noch unklar.
Das Erdbeben in der norditalienischen Region Emilia Romagna am Dienstag hat auch viele Kilometer vom Epizentrum entfernt Denkmäler, kulturhistorisch bedeutende Bauten und Kunstwerke schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Schäden an Monumenten und Gebäuden mit geschichtlicher Bedeutung seien unermesslich, sagten Experten des Kulturministeriums in Rom.
Feuerwehrmannschaften waren im Einsatz, um das genaue Ausmaß der Zerstörung festzustellen. Besonders betroffen seien Kirchen und Schlösser in den Provinzen Modena, Bologna und Ferrara.
Kirchen beschädigt
In San Felice sul Panaro nahe Modena ist nunmehr der auf vielen Titelblättern abgebildet gewesene Turm ganz eingestürzt, von dem nach dem ersten Beben am 20. Mai nur noch die Hälfte übrig geblieben war. In der Ortschaft Mirandola, das in der Nähe des Epizentrums liegt, brach ein Teil des Domes ein. Auch in der Stadt Carpi wurde der Dom aus dem 16. Jahrhundert schwer beschädigt.
Die Folgen des Erdbebens bekamen auch historische Gebäude außerhalb der Emilia Romagna zu spüren. In Padua stürzten einige Fragmente der Basilika des Heiligen Antons ein, während sich mehrere Gläubige darin aufhielten. Die berühmte Kapelle degli Scrovegni mit Giotto-Gemälden blieb dagegen unversehrt. Bei einigen Gebäuden auf der zentralen Piazza delle Erbe von Padua sind tiefe Risse festgestellt worden. Die Universität blieb aus Sicherheitsgründen geschlossen. In Mantua wurde die Kuppel der Kirche zu Ehren der Heiligen Barbara beschädigt.
Schäden auch in Venedig
Auch in Venedig hatten die Erdstöße Folgen. So wurde eine Statue unweit des Eingangs der Gärten Papadopoli schwer beschädigt. Feuerwehrmannschaften waren am Werk, um die Stabilität der Gebäude zu überprüfen. In Pisa musste der Palazzo della Sapienza, Sitz der Jus-Fakultät der Universität der toskanischen Stadt, geschlossen werden. Im Palast befindet sich auch eine alte Bibliothek mit über 600.000 Werken.
In Italien sind 60 Prozent aller Monumente und kulturhistorisch bedeutenden Gebäude erdbebengefährdet, wie aus einer Studie des Kulturministeriums hervorgeht. In Gebieten mit hohem Risiko befinden sich mehr als 150.000 historische Bauten. "Italien ist ein einziges riesiges Museum", erklärten Kunstexperten. Es gebe nicht nur erhaltenswerte Kirchen und Paläste, sondern ganze Ortschaften und Städte von besonderem architektonischen Wert.
(APA)