Österreich bei Millionärsdichte auf Platz drei?

oesterreich Millionaersdichte Platz drei
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Laut einer Studie der „Boston Consulting Group“ soll es in Österreich überproportional viele Superreiche geben. Christoph Kraus vom Verband Österreichischer Privatstiftungen kann die Angaben nicht nachvollziehen.

Wien/Höll. Die Boston Consulting Group hat am Donnerstag in New York ihren jährlichen „Global Wealth Report“ veröffentlicht. Die Studie enthält eine Überraschung. Demnach soll Österreich zu jenen Staaten gehören, die eine besonders hohe Dichte an Superreichen aufweisen.

Nur die Schweiz und Singapur schneiden in dem Ranking noch besser ab (siehe Grafik). Auf 100.000 Haushalte kommen in Österreich acht, die über ein Vermögen von mehr als 100 Mio. Dollar (80,3 Mio. Euro) verfügen. Damit befindet sich Österreich in der EU an erster Stelle und weltweit auf Platz drei, analysiert Boston Consulting.

In Summe soll es in Österreich exakt 301 Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 100 Mio. Euro geben. Nicht ganz so gut sieht es bei den „einfachen“ Millionären aus. Hier ist die Zahl im Vorjahr von 37.000 auf 35.000 zurückgegangen. Damit liegt Österreich im globalen Ranking auf Platz 32 von 63 untersuchten Märkten. „In Österreich sind ein Prozent aller Haushalte Millionärshaushalte“, so Boston Consulting, die sich in der Studie auf Untersuchungen von 130 Vermögensverwaltern weltweit beruft.

Doch wie kommt man auf 301 Superreiche, die es in Österreich geben soll? „Zu der genauen Berechnungsmethodik der Vermögensverteilung machen wir leider generell keine Aussage, da dies ein integraler Bestandteil unseres Market Sizing Modells ist“, heißt es bei Boston Consulting.

Kraus: „Es gibt dazu kein Datenmaterial.“

Christoph Kraus, Chef der Kathrein Bank und Generalsekretär des Vereins Österreichischer Privatstiftungen (VCÖ), ist skeptisch, was die Zahl der Superreichen betrifft. „Die Autoren der Studie lehnen sich hier weit heraus. Niemand kann sagen, dass wir in Österreich genau 301 Haushalte mit einem Vermögen von über 100 Mio. Dollar haben“, so Kraus. „Es gibt dazu kein offizielles Datenmaterial.“

Fest steht aber, dass viele Millionäre ihr Geld in einer Stiftung liegen haben. Laut Kraus zählt man in Österreich rund 3400 Privatstiftungen mit einem geschätzten Gesamtvermögen von 70 Mrd. Euro. Das in den Medien oft gezeichnete Bild von Wohlhabenden mit einem gefüllten Geldspeicher entspricht aber nicht der Realität. Fast zwei Drittel des Stiftungsvermögens besteht aus eingebrachten Unternehmensbeteiligungen. Als Beispiel dafür nennt Kraus die VW-Porsche-Gruppe, die von österreichischen Privatstiftungen gesteuert wird.

Wer ist der reichste Österreicher?

Auch sonst sind die immer wieder von diversen Zeitschriften veröffentlichten Rankings über Millionäre mit Vorsicht zu genießen. Laut dem Magazin „Forbes“ gibt es in Österreich nämlich nur sechs Superreiche. Die reichsten Österreicher sind der 65-jährige Johann Graf (Glücksspielkonzern Novomatic) und der 67-jährige Dietrich Mateschitz (Getränkehersteller Red Bull) – beide liegen mit einem Vermögen von je 5,3 Mrd. US-Dollar auf Rang 193.

Gegenüber einer im Vorjahr veröffentlichten „Forbes“-Liste hat Graf allerdings stark aufgeholt – 2011 wurde der Novomatic-Gründer mit einem Vermögen von 2,7 Mrd. Dollar noch auf Rang 420 angeführt. Wie er sein Vermögen innerhalb von zwölf Monaten um zwei Mrd. Dollar vermehrt hat, lässt sich nicht erklären.

Laut der Boston Consulting-Studie sollen die weltweiten Vermögenswerte, die von Privatanlegern in Bargeld, Aktien, Wertpapieren oder Fonds angelegt sind, 2011 nur um 1,9 Prozent auf 122,8 Billionen US-Dollar gestiegen sein. Im Jahr zuvor gab es ein Plus von 6,8 Prozent. Das bedeutet, dass manche Millionäre zuletzt reale Vermögenseinbußen hinnehmen mussten. Denn in vielen Ländern (darunter Österreich) war die Inflationsrate höher als 1,9 Prozent.

Trotz eines Rückgangs in den USA und Japan soll die Zahl der Millionärshaushalte weltweit um 175.000 auf 12,6 Millionen gestiegen sein. Mit 5,1 Mio. Millionärshaushalten führen die USA weiterhin die Rangliste an, gefolgt von Japan (1,6 Millionen) und China (1,4 Millionen). Deutschland liegt mit 345.000 auf dem fünften Platz und Österreich mit 35.000 wie erwähnt auf Rang 32.

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