In der Grazer VP hat sich nicht die Tea Party durchgesetzt, sondern die Gewissheit, nicht die Wiener SPÖ sein zu wollen.
Eines muss man den Grünen lassen: Wenn es darum geht, einer politischen Wendung in der Öffentlichkeit einen Dreh zu geben, sind ihre PR-Spezialisten effizient: In der Grazer ÖVP habe die Tea Party das Ruder übernommen, tönte Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, nachdem die Grazer Koalition aus ÖVP und Grünen geplatzt war. Dabei waren die Grünen am falschen Fuß erwischt worden: In den kommenden Monaten wollten sie kameragerecht mit Landespolitikern in Regierungsverantwortung posieren und zeigen, wie verantwortungsvoll man doch sei. Auf die Grazerin Lisa Rücker wird Eva Glawischnig nun verzichten müssen.
Grund für das Aus: Immer mehr ÖVP-Anhänger wollten nicht mehr verstehen, warum in Kauf genommener und forcierter Verkehrsstau die beste Methode sein soll, den Umstieg von Pkw auf Fahrrad und Öffentliche zu fördern. In der Partei setzte sich die Gewissheit durch, dass man gern so mächtig wie Michael Häupls SPÖ wäre, aber (verkehrs-)politisch doch woanders stehe. Auch wenn die nächsten Monate und der Wahltag nun mühsam werden.
Für die Grünen könnte es auch noch weniger lustig werden: Wenn Michael Häupl in Wien begreift, dass er beim Thema Verkehrspolitik und Parkplätze den Grünen zu viel Spielraum gelassen hat. Und dass diese Nicht-Grüne ärgert. Aber so einfach wie Nagl kann der Großvater des rot-grünen Traums nicht aussteigen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2012)