Flughafen: Keine Prämien für die Altvorstände

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Flughafen-Aufsichtsratspräsident Erwin Hameseder will den Exmanagern wegen des Skylink-Debakels die Boni für die Jahre 2009, 2010 und 2011 keinesfalls zahlen. Notfalls will er dafür auch vor Gericht gehen.

Wien. Der Flughafen Wien hat nicht nur den am Dienstag eröffneten neuen Terminal Skylink in „Check-in-3“ umbenannt, um das mit dem Finanzdebakel rund um die Terminalerrichtung verbundene schlechte Image auszulöschen. Aufsichtsratspräsident Erwin Hameseder will auch dem ehemaligen Vorstandstrio Herbert Kaufmann, Ernest Gabmann und Gerhard Schmid die bisher einbehaltenen fetten Prämien für die Jahre 2009, 2010 und 2011 nicht zahlen. „Wir sind entschlossen, die Boni nicht auszuzahlen, und werden notfalls vor Gericht streiten“, sagte Hameseder am Rande der Terminal-Eröffnung zur „Presse“.

Kaufmann, Schmid und Gabmann stehen für die drei Jahre zusätzlich zum jährlichen Fixgehalt von rund 254.000 Euro brutto Boni von je 85.000 € zu. Das macht in Summe Boni von rund 765.000 €. Die Prämien wurden angesichts der Probleme beim Skylink einbehalten. Die Explosion der Kosten – sie stiegen von 400 auf 860 Mio. Euro (inklusive der 100 Mio. Euro teuren Schnittstellenprojekte) – und die Verzögerung um mehrere Jahre führten dazu, dass das alte Management vorzeitig abgelöst wurde.

Signal an die Mitarbeiter

Die Boni waren unter anderem an die Inbetriebnahme des Skylink Mitte Juni gekoppelt. Der Termin sei zwar gehalten worden, aber der alte Vorstand habe dazu nichts beigetragen, meinte Hameseder. „Es geht nicht allein um die Kosten, das ist auch eine moralische Frage“, betonte der Flughafen-Präsident. Außerdem sei es ein Gebot der Stunde, ein Signal in Richtung Mitarbeiter und Kunden zu setzen. Nach den vielen Jahren, in denen das Flughafen-Management unter Beschuss stand, müsse man die Altlasten aufräumen und eine klare Zukunftsperspektive ansteuern.

Für Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, gehört zum „radikalen Neubeginn“ auch, „ganz ohne politischen Einfluss“ zu arbeiten. Das sei seine Bedingung gewesen, die Aufgabe des Aufsichtsratschefs überhaupt anzunehmen. Wien und Niederösterreich sind mit je 20 Prozent die größten Aktionäre am Flughafen und hatten bei allen Personalentscheidungen das Sagen.

Kein Vertrag für Gabmann

Ohne politische Rücksichtnahme will Hameseder auch den Streit mit Gabmann ausfechten. Der ehemalige Finanzvorstand, der zuvor Landeshauptmannstellvertreter in Niederösterreich war, klagte im Februar den Airport. Er erhebt Anspruch auf sein ausständiges Gehalt, weil er der Meinung ist, sein Vertrag laufe noch bis Ende September 2014. Eine Verkürzung will er nur akzeptieren, wenn er einen Konsulentenvertrag erhält. Kaufmann und Schmid haben solche Verträge bekommen. Alles in allem (samt Bonifikationen) fordert Gabmann 573.300 Euro.

Die Probleme des Skylink werden den Flughafen noch viele Jahre belasten. Wie Vorstand Günther Ofner erklärte, stünden heuer 35 Mio. Euro Betriebskosten, 20 Mio. Euro Zinsen und 40 Mio. Euro an Abschreibungen Mehreinnahmen von 20 Mio. Euro gegenüber. „Wir halten dennoch an unserer Gewinnprognose von mehr als 55 Mio. Euro fest“, sagt Ofner. Möglich ist das auch, weil für den neuen Terminal kein zusätzliches Personal aufgenommen worden ist. Zu Jahresende werde das Unternehmen mit 4500 sogar um rund 100 Mitarbeiter weniger haben, so Ofner. Das entspreche einer Einsparung von gut 400 Jobs im gesamten heurigen Jahr.

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