Check-in 3: "Einer Großstadt wie Wien würdig"

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Der "Check-in 3" am Wiener Flughafen nahm seinen Betrieb ohne gröbere Turbulenzen auf. Mancher fragte sich, ob er wirklich in Wien gelandet war.

Schwechat. „Schön ist er schon“, sagt Pius Stucki. Einmal in der Woche reist der Schweizer Unternehmer über Wien nach Bratislava, er kennt den Flughafen Schwechat. Seit den Morgenstunden am Dienstag ist der neue Terminal in Betrieb: Der „Check-in 3“, bis vor wenigen Tagen noch „Skylink“. „Jetzt ist der Flughafen super modern“, sagt Stucki. Nur eines stört ihn: „Er ist größer, jetzt muss man viel weiter laufen“.

Mit dem neuen Terminal und der Ankunftshalle gibt sich der Wiener Flughafen endlich modern – wenn auch mit Verspätung: Eigentlich hätte der Bau schon vor vier Jahren fertig sein sollen. Und nur halb so viel kosten dürfen: Die Ausgaben liegen mit knapp 860 Mio. Euro (inklusive 100 Mio. Euro für Schnittstellenprojekte) zwar unter der befürchteten Milliarde, sie sind aber regelrecht explodiert.

Kein Wunder, dass die Flughafenchefs über den guten Start erleichtert waren: „Heute Nacht muss ein Erdbeben östlich von Wien gemessen worden sein – das waren die Steine, die uns vom Herzen gefallen sind“, sagte Vorstand Günther Ofner. Und sein Kollege Julian Jäger meinte, dass mit Ausnahme kleiner Pannen alles reibungslos gegangen sei. Erst am Montagabend sei die Betriebsanlagengenehmigung erteilt worden.

„Geschmacklos“, aber bequem

Auf dem „Check-in- 3“ blickt man überwiegend in entspannte Gesichter. „Jetzt ist der Flughafen einer Großstadt wie Wien würdig“, sagt etwa Ursula Schartelmüller, die gerade aus Istanbul zurückgekommen ist. Auch für Remco Künne, der geschäftlich öfter in Wien Halt macht, ist Schwechat jetzt ein Flughafen von internationalem Format. „Im Ernst, ich habe mich schon gefragt, ob ich tatsächlich in Wien gelandet bin“, sagt der Schweizer und lacht.

Aber nicht alle sind zufrieden. „Ich finde mich nicht mehr zurecht“, beklagt sich eine Frau, die gestresst am Informationsschalter steht. Eine andere Passagierin bemängelt das Design: „Dafür, dass der Flughafen so viel Geld gekostet hat, ist er ziemlich geschmacklos“, sagt die Wienerin. Aber bequem sieht er aus: Auf einem Sofa zwischen zwei Flugsteigen liegt eine schlafende Frau. Wem es hier zu laut ist, kann sich auch im Ruheraum mit Blick auf das Vorfeld entspannen. Das kabellose Internet bleibt gratis, wer Strom braucht, findet ihn an einer der Laptop-Stationen. Für Shopping und Gastronomie stehen mit 19.000 Quadratmetern doppelt so viel Fläche zur Verfügung wie zuvor. Auch wenn das Angebot im Vergleich zu Airports wie Madrid oder Zürich überschaubar ist.

Um sich das Feedback der Passagiere einzuholen, hat der Flughafen das Meinungsforschungsinstitut Karmasin ausgeschickt: 79 Prozent der Befragten bezeichneten den neuen Terminal als „sehr“, beziehungsweise „gut gelungen“.

Während der Betrieb auf dem neuen Terminal in der Früh gut funktionierte, ging es auf dem alten Terminal 1 zeitweise chaotisch zu: Der Wiener Heinz W. hat seinen Flug nach München verpasst, weil er kein Wagerl für seine 30 Kilo Gepäck finden konnte. „Es war viel Personal da, aber niemand, der mir geholfen hat“, sagt W. „Ansonsten war es ok, aber so etwas ist ärgerlich“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2012)

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