Zentralmatura: Freiwilliges Vorziehen "nicht sehr real"

Zentralmatura Freiwilliges Vorziehen nicht
Zentralmatura Freiwilliges Vorziehen nicht(c) Clemens Fabry
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Die Schulpartner sind der Meinung, dass nach der Verschiebung nur wenige Schulen den ursprünglichen Matura-Termin wahrnehmen werden. Sie glauben nicht an die notwendigen Mehrheiten.

Schüler-, Eltern- und Lehrervertreter glauben nicht daran, dass viele Schulen die Möglichkeit nutzen werden, die Zentralmatura vorzuziehen. Der verpflichtende Start wurde am Montag an den AHS von 2014 auf 2015 und an den berufsbildenden höheren Schulen (BH) von 2015 auf 2016 verschoben, die einzelnen Standorte können aber freiwillig zum ursprünglich geplanten Starttermin die standardisierten Klausuren in Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen einführen. Realistisch ist das allerdings nur an wenigen Standorten, sagen Schüler-, Eltern- und Lehrervertreter.

Um die Zentralmatura schon zum ursprünglichen Starttermin durchzuführen, braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit in jeder der drei Kurien (Schüler, Eltern, Lehrer) im Schulgemeinschaftsausschuss (SGA). Dass diese zustande kommt, ist allerdings "nicht sehr real", meint Theodor Saverschel, der Vorsitzende des Bundesverbands der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen. Immerhin bestehe bei den Lehrern viel Unsicherheit. "Ich glaube, dass das (die zwei Drittelmehrheit, Anm.) immer ein Problem sein wird." Und auch, wenn ein Direktor, der in der Regel die Koordination im SGA übernimmt, Schüler und Lehrer beeinflussen würde, könnte die Zustimmung noch immer an den Eltern scheitern.

Manche Standorte besser vorbereitet

Bundesschulsprecherin Conny Kolmann von der VP-nahen Schülerunion glaubt ebenfalls nicht an viel Zustimmung. "Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass ein paar Schulen, die z.B. in den Fremdsprachen schon lange Schulversuche haben, es auch in den anderen Fächern probieren." Manche Standorte seien etwa in Deutsch besser vorbereitet als andere, weil Lehrer in der Arbeitsgruppe zur Erstellung der Zentralmatura vertreten und die Schulen dadurch immer auf dem neuesten Informationsstand seien.

Für AHS-Lehrervertreter Eckehard Quin (FCG) hängt die Beteiligung vor allem von der konkreten gesetzlichen Bestimmung ab. "Wenn man Teile vorziehen kann, werden das relativ viele Schulen tun und auf die problematischen Bereiche in einem hohen Ausmaß verzichten. Wenn es nur um das Gesamtpaket geht, nehme ich an, werden es nur wenige Schulen vorher nehmen, weil sie dann auch die Dinge nehmen müssten, wo es noch massive Mängel gibt." So gebe es etwa in Mathematik noch Probleme. Viele andere Bereiche - die vorwissenschaftliche Arbeit, die mündliche Reifeprüfung, wo nur das Prozedere verändert werde, oder seit langem erprobte Fächer wie Englisch - "kann man problemlos schon vorher machen".

Termin muss vor der 8. Klasse klar sein

Kolmann pocht jedenfalls darauf, dass sich der SGA an jeder Schule seiner Verantwortung bewusst sein müsse. Die Entscheidung, wann mit der Zentralmatura gestartet wird, muss spätestens bis zum Ende der siebenten Klasse (AHS) bzw. vierten Klasse (BHS) getroffen werden. Und sie appelliert auch an das Ministerium: "Es wäre schön, wenn die Schulen das ohne irgendeine Beeinflussung entscheiden können."

Saverschel fände einen vorgezogenen Start überhaupt "kontraproduktiv, wenn man schon die Möglichkeit hat, es ein Jahr später zu machen". Wermutstropfen ist aus seiner Sicht allerdings, dass nicht einzelne Fächer vorgezogen werden können. "Wir hätten uns gewünscht, dass man sagen kann: Man macht alles bis auf Mathematik jetzt."

(APA)

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