Testamentsfälscher: Prozess dauert länger als geplant

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Urteile rund um gefälschte Testamente am Bezirksgericht Dornbirn soll es frühestens im Juli geben.

Salzburg/C.l. Wer wusste am Bezirksgericht Dornbirn von Testamentsfälschungen und wer hat daran mitgewirkt? Diese Frage steht am Landesgericht Salzburg seit Mitte April im Zentrum eines Prozesses gegen mehrere Mitarbeiter der Vorarlberger Justiz. Hauptbeschuldigter Jürgen H., langjähriger Geschäftsstellenleiter des Dornbirner Gerichts, bekennt sich schuldig, jahrelang Testamente gefälscht zu haben, um sich so Erbschaften zu erschleichen. Er soll der Motor eines ausgeklügelten Systems gewesen sein, um das Vermögen betagter Vorarlberger „umzuleiten“. Mehrere Verwandte und Bekannte von H. traten als Scheinerben auf. Der Geschäftsstellenleiter beschuldigt aber auch zwei ehemalige Kollegen. Und er belastet Kornelia Ratz, die suspendierte Vizepräsidentin des Bezirksgerichts Feldkirch, bei ihm ein gefälschtes Testament „bestellt“ zu haben.

Am Mittwoch war der Chefermittler in der Causa als Zeuge geladen, um über Details der Beweisaufnahme zu berichten. Das Beweisverfahren dauert indes länger als geplant, es soll Ende Juni abgeschlossen werden. Gegen insgesamt vier Beschuldigte, sie fungierten als Scheinerben, gab es bereits Schuldsprüche. Im bisherigen Beweisverfahren ist das Bezirksgericht Dornbirn nicht gerade gut weggekommen. Von geduldeter Winkelschreiberei war die Rede, wie auch von regelmäßigen Trinkgelagen. Doch schlüssige Beweise, dass die Testamentsfälschungen Teamarbeit gewesen sind, konnte der Hauptbeschuldigte, der von seinen Kollegen als Einzelgänger und Sonderling stilisiert wird, nicht liefern. Auch die suspendierte Richterin beteuert ihre Unschuld, sie habe nie ein Testament in Auftrag gegeben. Am 25. Juni wird der Prozess mit weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt, ein Urteil wird frühestens für Juli erwartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2012)

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