Warten auf die Dollarkrise

Erst wenn der Dollar nicht mehr Leitwährung ist, kann sich der Euro stabilisieren.

Zwei Jahre Eurokrise können den härtesten EU-Skeptiker weich kochen. Das ewige Hin und Her, die dramatischen Worte, Rettungschirme hier, Billionenspritzen da – Transferunion, Fiskalunion, Bankenunion, Politunion.

Manchmal beschleicht einen sogar der Verdacht, dass hinter den pompösen Worten nur eine Strategie steckt: Verwirrung stiften, bis sich sicher niemand mehr auskennt. Aber trotzdem – oder vielleicht sogar deswegen – will man den Politikern ins Gesicht schreien: Tut endlich etwas!

Ein Kollaps der EU oder des Euro mag manchen erstrebenswert erscheinen, aber selbst wer keine Nationalstaatsphobie aufweist, muss einsehen, dass die ökonomischen Konsequenzen unabsehbar sind und eher in Richtung katastrophal tendieren als in Richtung harmlos. Sollten Merkel und Co. in ihrem Bemühen nach „mehr Europa“ scheitern, werden wir das sehen.

Obwohl: Sogar eine Welt ohne EU, aber mit Euro ist vorstellbar. Die Bürokratie in Brüssel hat mit der Zentralbank in Frankfurt ja eigentlich nichts zu tun. Die Eurorettung kann aber nicht via Notenpresse stattfinden. Damit sich die Gemeinschaftswährung dauerhaft stabilisiert, muss sie die Rolle einnehmen, für die sie konzipiert ist. Und damit das passiert, muss der Dollar sich als Weltreservewährung verabschieden. Barack Obama wird das im Wahljahr wohl zu verhindern wissen. Und die Eurokrise weitergehen.


nikolaus.jilch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild
Home

EU-Finanzminister: Bankenhilfe für Spanien nimmt Form an

Die Eurozone stellt bis zu 100 Milliarden Euro bereit, um die spanischen Sparkassen zu stabilisieren. Gleichzeitig setzt eine Gruppe von Staaten die ersten Schritte für eine Finanztransaktionssteuer.
Spanien beantragt offenbar Donnerstag
Home

Spanien beantragt offenbar am Donnerstag Bankenhilfe

Das Euro-Land dürfte den offiziellen Antrag an den Euro-Rettungsfonds EFSF am Donnerstag stellen, sagte ein EU-Diplomat.
Symbolbild
New Articles

Spanien bleibt unter Druck: Renditen steigen

Für Madrid folgt am Donnerstag ein Härtetest, wenn zehnjährige Anleihen begeben werden. Die Renditen für zehnjährige spanische Anleihen sind zuletzt deutlich über die kritische Marke von sieben Prozent geklettert.
Niemand will dass Spanien
Economist

"Niemand will, dass Spanien gerettet werden muss"

Spanien muss Rekordzinsen für Anleihen bieten. Dennoch erwarten Analysten nicht, dass das Land komplett unter den ESM schlüpfen muss.
Symbolbild
New Articles

Madrid ruft nach der EZB: Renditen erreichen die Todeszone

Spaniens Anleihenzinsen waren seit Euro-Einführung nie so hoch. Mit mehr als sieben Prozent ist kritische Zone erreicht. Die Regierung verlangt nach dem Einsatz der EZB-Notenpresse.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.