Kinderklinik Innsbruck: Ermittlungen gegen sechs Ärzte

Tirol Ermittlungen gegen sechs
Tirol Ermittlungen gegen sechs(c) FABRY Clemens
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Nach dem Tod der dreijährigen Azra in der Kinderklinik wird nun gegen sechs Ärzte ermittelt - wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Umständen.

Innsbruck/Wien. Im Fall der dreijährigen Azra, die im vergangenen Oktober in der Innsbrucker Kinderklinik nach einer knapp zweitägigen Behandlung mit dem Narkosemittel Propofol gestorben ist, ermittelt die Staatsanwaltschaft mittlerweile gegen sechs Ärzte. Der Vorwurf lautet auf fahrlässige Tötung unter besonders gefährlichen Umständen, wie Sprecher Hansjörg Mayr am Freitag gegenüber der „Presse“ mitteilte. Die Untersuchungen seien im Gange, das Ergebnis eines von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebenen HNO-Gutachtens stehe noch aus.

Unterdessen erhebt der Vater des Mädchens schwere Vorwürfe gegen die behandelnden Ärze an. „Meine Tochter könnte noch am Leben sein, wäre sie nicht auf fatale Art und Weise falsch behandelt worden“, sagt der 32-Jährige. „Die Verantwortlichen sollen für ihr Fehlverhalten geradestehen und werden sich straf- aber auch zivilrechtlich verantworten müssen.“

Für den morgigen Dienstag ist in der Arbeiterkammer Tirol eine Pressekonferenz anberaumt, bei der sein Anwalt Thomas Juen weitere Erkenntnisse zum Tod Azras präsentieren wird. Zur Verdeutlichung eines Gutachtens wird eigens ein HNO-Spezialist aus Deutschland anreisen.

„Situation ist unerträglich“

Die dreijährige Azra hatte im Oktober beim Spielen in eine Tube Superkleber gebissen und war von ihrem Vater vorsorglich in die Klinik nach Innsbruck gebracht worden. Dort wurde sie endoskopiert und mit Propofol in künstlichen Tiefschlaf versetzt, aus dem sie nicht mehr aufwachte und schließlich an einem Multiorganversagen starb. Bereits im November bezweifelte Juen die Notwendigkeit der Behandlung. Seit dem Tod des Mädchens ist im Übrigen in der Innsbrucker Kinderklinik die Verwendung von Propofol bei Kindern auf Anordnung der ärztlichen Direktion untersagt.

„Als ich meine Tochter ins Krankenhaus gebracht habe, ging es ihr gut, sie hat gesprochen und gelacht. Von einem Notfall konnte keine Rede sein“, betont Azras Vater. „In weiterer Folge haben die Ärzte alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Ich habe meine Tochter zum Sterben in die Klinik gebracht, diese Situation ist unerträglich für mich.“ Was aus den Gutachten hervorgehe und was er selbst während Azras Behandlung beobachtet habe, sei „skandalös“.

„Ich habe zwei weitere Kinder und traue mich nicht, sie in die Klinik zu bringen, wenn sie etwas haben. So geht es vielen Eltern. Das muss sich ändern, die Klinik muss ihre Fehler eingestehen und künftig dafür sorgen, dass sich so ein Fall nie wieder ereignet.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2012)

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