Antonio di Natale gelang mit seiner ersten Ballberührung das 1:0, praktisch im Gegenstoß sorgte Cesc Fabregas für den 1:1-Endstand. Ein Remis, das begeisterte.
[DANZIG/DA] Weltmeister 2006 gegen Weltmeister 2010: ein Duell, das es bei einer EM selten zu sehen gibt. Und alle Befürchtungen, dass die Italiener gegen Spanien mit einem Abwehrwall anrücken würden, erwiesen sich als vollkommen haltlos. Im Gegenteil: Die Squadra Azzurra erwies sich in Danzig als echte Herausforderung für die technisch versierten Iberer. Di Natale brachte Italien sogar in Führung, Fabregas glich aus - mit dem 1:1 können aber beide Seiten sehr gut leben. Es ist für sie die beste Ausgangsbasis für den weiteren Verlauf der Gruppenphase.
Die erste Überraschung wartete Spaniens Trainer Vicente del Bosque auf. Denn er bot keinen Stürmer auf! Torres saß nur auf der Bank und damit war klar, dass der Titelverteidiger nur über das berühmte Kurzpassspiel, genannt „Tiki Taka", den Weg zum Tor suchen würde. Italien war bestens vorbereitet und rückte mit einer Dreier-Abwehrkette aus, die sich, sobald der Gegner in Ballbesitz gelangte, kurzerhand in eine Fünfer-Kette verwandelte.
Xavi, Iniesta, Fabregas und Silva probierten ihr Möglichstes, doch wirklich torgefährlich wurden sie in den ersten 45 Minuten selten. Die Italiener fielen durch einen Pirlo-Freistoß (12.) und einen Kopfball (Motta, 45.) auf. Ein an sich vollkommen harmloses Abtasten, ohne gröbere Fouls.
Das Fehlen von David Villa, der bei der WM 2010 fünf der insgesamt acht spanischen Toren erzielte, machte sich bemerkbar. Nach Wiederbeginn scheiterte Fabregas an Buffon, und danach abermals Iniesta (51.). „Wir haben keine Angst vor Spanien", hatte Teamchef Ceasra Prandelli ja vorab vollmundig verkündet. Und seine Abwehrformation hielt.
Prandellis „Rezept", eine Mischung aus Catenaccio und einem Hauch Offensivgeist, missfiel den Spaniern. Obgleich das konsequente Forechecking das Kurzpassspiel nicht unterband, konnten die Iberer keinerlei Vorteil aus ihrer technischen Überlegenheit schlagen. Dann kam Prandellis Geniestreich: Er tauschte den überaus behäbig agierenden Balotelli (59.) aus, brachte „Oldie" Antonio di Natale (34) und in Minute 61 stand es prompt 1:0. Ein Steilpass von Pirlo, Di Natale machte einen Schritt - Tor. Wenn Prandelli etwas auf sich als Trainer hält, muss Balotelli den Rest der EM von der Tribüne aus verfolgen.
Dass sich Spanien darob nicht aufgeben würde, war jedem bewusst. Schon drei Minuten später war der Rückstand egalisiert. Silva spielte zu Fabregas, der mit einer Körperdrehung und einem Außenrist-Schuss aus fünf Metern den 1:1-Ausgleich (64.) erzielte.
Del Bosque setzte auf Offensive, er brachte Torres (72.) und augenscheinlich wurde deutlich, dass er seiner Hochform weiterhin hinterher läuft. Nach einem Steilpass lief er allein auf Italiens Tor (74.) zu, ließ sich aber von Buffon ausspielen. Und in Minute 85 hob er den Ball unbedrängt über das leere Tor. Del Bosque wusste, warum er Torres nicht von Beginn an spielen ließ. Er vergibt zu viele Chancen - wie Balotelli.