Die italienische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2012 um 0,8 Prozent geschrumpft. Italien könnte ein Fall für den Rettungsschirm werden.
Die italienische Wirtschaft befindet sich weiter in der Rezession. In keinem anderen Euro-Land ist die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal so stark eingebrochen wie in Italien. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von Jänner bis März um 0,8 Prozent zum Vorquartal, wie die italienische Statistikbehörde Istat am Montag mitteilte.
Experten befürchten aber, dass mit Italien die nach Deutschland und Frankreich drittgrößte Volkswirtschaft der Währungsunion ebenfalls auf Hilfe angewiesen sein wird.
Es ist bereits das dritte Quartal mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung. Im dritten Quartal 2011 hatte das Minus bei 0,2 Prozent gelegen, im Schlussquartal bei 0,7 Prozent. Von einer Rezession kann ausgegangen werden, wenn das BIP zwei Quartale in Folge sinkt. 2012 dürfte die italienische Wirtschaft insgesamt um 1,4 Prozent schrumpfen, die Arbeitslosenquote um mehr als einen Punkt auf 9,5 Prozent steigen. Im Jahr 2013 soll die Wirtschaft dann wieder wachsen - es geht aber sehr langsam bergauf: Gerade einmal um 0,4 Prozent soll die Wirtschaft wachsen.
Gesamtschulden steigen auf 123,5 Prozent
Auch der gigantische Schuldenberg wird heuer weiter steigen. Er soll nach Prognose der EU-Kommission 123,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung ausmachen. 2008 waren es noch knapp 106 Prozent. Nur in Griechenland ist der Berg noch höher. Italien ist der viertgrößte Schuldenmacher weltweit, in der EU hat nur Griechenland einen noch höheren Berg abzutragen.
Erst am Wochenende schlüpfte Spanien als viertes Euro-Land unter den Rettungsschirm. Nun mehren sich die Stimmen, die Italien als nächste große Volkswirtschaft dort sehen - obwohl Industrieminister Corrado Passera das am Montag erneut verneinte: Sein Land habe bereits alles Notwendige getan, um sich aus eigener Kraft in der Euro-Krise zu retten, erklärte er.
Doch je näher die Parlamentswahlen rücken, umso mehr lässt der Reformwille nach. Ministerpräsident Mario Monti muss zunehmend Kompromisse eingehen, um Gesetze durch die beiden Parlamentskammern zu bringen. Sowohl Gewerkschaften als auch Arbeitgeberverbände setzten bei der kürzlich verabschiedeten Arbeitsmarktreform Änderungen durch. Zuvor hatten bereits Interessengruppen wie die der Taxifahrer und Rechtsanwälte verhindert, dass die Zugangsbeschränkungen zum Arbeitsmarkt gelockert werden.
>>> KARTE: Die Kreditwürdigkeit der EU-Länder
(Ag.)