Die EU bestätigt, Notfall-Szenarien für einen Euro-Austritt der Hellenen zu diskutieren.
Wien/Ag./stef. Seit Wochen spekuliert die Finanzwelt darüber, ob Griechenland die Eurozone verlassen wird und wie ein solcher Austritt ablaufen könnte. Das US-Finanzinstitut Citigroup beispielsweise beziffert die Wahrscheinlichkeit eines solchen „Grexits“ mit 50 bis 75 Prozent. Klar ist für die meisten Ökonomen: Ohne eine zumindest temporäre Einführung von Kapitalkontrollen innerhalb Europas wäre ein griechischer Austritt nicht zu machen.
Zu Wochenbeginn machten Medienberichte die Runde, wonach die Europäische Kommission bereits einen Plan für Kapitalverkehrs- und Grenzkontrollen für das kommende Wochenende in der Schublade habe. Schließlich schreiten die Griechen am Sonntag zur Wahlurne. Wenn dabei jene Parteien, die die vereinbarten Bedingungen für erhaltene EU-Hilfen ablehnen, weiter hinzugewinnen, wird ein Austritt der Hellenen wahrscheinlicher. Letzten Umfragen zufolge liegt die linke Syriza-Partei – eine klare Gegnerin der Auflagen der Troika aus EU, EZB und IWF – Kopf an Kopf mit der konservativen Nea Dimokratia. Gewinnt die Syriza die Wahl, könnte ein Austritt innerhalb von Wochen über die Bühne gehen, schätzen viele Ökonomen.
Am Dienstag bestätigte die EU-Kommission zwar nicht, dass es tatsächlich zu Kapitalkontrollen kommen könnte. Allerdings würden „Notfall-Szenarien für einen Euro-Austritt des Landes diskutiert“, wie ein Sprecher von Kommissionspräsident José Manuel Barroso bestätigte. Dabei handle es sich bloß um „juristische Prüfungen“. Wie weit fortgeschritten die Diskussionen sind und auf welcher Ebene sie geführt werden, wollte der Sprecher nicht verraten.
Sollten tatsächlich Kapitalkontrollen eingeführt werden, würde das vor allem die Mittel- und Unterschicht treffen. Viele wohlhabende Griechen haben ihr Vermögen ohnehin schon außer Landes geschafft. Griechische Bankeinlagen gingen zuletzt deutlich zurück, jene in Deutschland stiegen an.