Griechenland: Kapitalkontrollen drohen

Symbolbild
Symbolbild(c) EPA (Karl-Josef Hildenbrand)
  • Drucken

Die EU bestätigt, Notfall-Szenarien für einen Euro-Austritt der Hellenen zu diskutieren.

Wien/Ag./stef. Seit Wochen spekuliert die Finanzwelt darüber, ob Griechenland die Eurozone verlassen wird und wie ein solcher Austritt ablaufen könnte. Das US-Finanzinstitut Citigroup beispielsweise beziffert die Wahrscheinlichkeit eines solchen „Grexits“ mit 50 bis 75 Prozent. Klar ist für die meisten Ökonomen: Ohne eine zumindest temporäre Einführung von Kapitalkontrollen innerhalb Europas wäre ein griechischer Austritt nicht zu machen.

Zu Wochenbeginn machten Medienberichte die Runde, wonach die Europäische Kommission bereits einen Plan für Kapitalverkehrs- und Grenzkontrollen für das kommende Wochenende in der Schublade habe. Schließlich schreiten die Griechen am Sonntag zur Wahlurne. Wenn dabei jene Parteien, die die vereinbarten Bedingungen für erhaltene EU-Hilfen ablehnen, weiter hinzugewinnen, wird ein Austritt der Hellenen wahrscheinlicher. Letzten Umfragen zufolge liegt die linke Syriza-Partei – eine klare Gegnerin der Auflagen der Troika aus EU, EZB und IWF – Kopf an Kopf mit der konservativen Nea Dimokratia. Gewinnt die Syriza die Wahl, könnte ein Austritt innerhalb von Wochen über die Bühne gehen, schätzen viele Ökonomen.

Am Dienstag bestätigte die EU-Kommission zwar nicht, dass es tatsächlich zu Kapitalkontrollen kommen könnte. Allerdings würden „Notfall-Szenarien für einen Euro-Austritt des Landes diskutiert“, wie ein Sprecher von Kommissionspräsident José Manuel Barroso bestätigte. Dabei handle es sich bloß um „juristische Prüfungen“. Wie weit fortgeschritten die Diskussionen sind und auf welcher Ebene sie geführt werden, wollte der Sprecher nicht verraten.

Sollten tatsächlich Kapitalkontrollen eingeführt werden, würde das vor allem die Mittel- und Unterschicht treffen. Viele wohlhabende Griechen haben ihr Vermögen ohnehin schon außer Landes geschafft. Griechische Bankeinlagen gingen zuletzt deutlich zurück, jene in Deutschland stiegen an.

Mehr erfahren

Griechenland wird seine Schulden
Economist

"Griechenland wird seine Schulden nie ganz zurückzahlen"

Der deutsche Wirtschaftsexperte Ferdinand Fichtner warnt vor den Folgen eines griechischen Euro-Austritts. Griechenland werde zumindest einen Teil seiner bereits empfangenen Hilfskredite für immer schuldig bleiben.
Symbolbild
Europa

Griechenland bleibt ein Sonderfall

Länder unter dem Rettungsschirm könnten erst später teilnehmen.
Angst EuroAus Griechen raeumen
Home

Angst vor Euro-Aus: Griechen räumen ihre Konten

Die griechischen Sparer wappnen sich kurz vor den Wahlen für den Ernstfall. Täglich werden 500 bis 800 Millionen Euro abgehoben.
Arbeitslosigkeit Griechenland Rekordhoch
Home

Arbeitslosigkeit in Griechenland auf Rekordhoch

22,6 Prozent der Griechen waren im ersten Quartal ohne Job. Das ist der höchste Wert seit Einführung der Statistik im Jahr 1998.
Europa

Das griechische Spardiktat könnte gelockert werden

In Europa werden die Forderungen nach einer Neuverhandlung des Sparprogramms mit Athen kurz vor der Wahl immer lauter. Tsipras hat angekündigt, die mit Brüssel vereinbarten Sparmaßnahmen aufkündigen zu wollen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.