Italien werde fälschlicherweise als "lustiges undiszipliniertes Land" gesehen, sagt Ministerpräsident Monti.
Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone, braucht nach Ansicht von Ministerpräsident Mario Monti keine Hilfen aus dem Euro-Rettungsfonds. Zwar habe das Land eine hohe Staatsverschuldung, sagte Monti dem ARD-Hörfunk in Rom. "Wenn wir über Verschuldung sprechen, hat Italien auf der anderen Seite sehr geringe Privatschulden - im Gegensatz zu anderen Ländern. Auch Unternehmen und Familien sind wenig verschuldet." In jedem Fall sei die Haushaltspolitik inzwischen eine andere. "Der Staatshaushalt wird dieses Jahr mit einer nur geringen Neuverschuldung abgeschlossen, mit 2 Prozent." Und im kommenden Jahr werde es einen Überschuss geben.
"Ich verstehe, dass man Italien durch seine Vergangenheit als lustiges, undiszipliniertes Land begreifen kann", räumte Monti ein. "Aber momentan ist Italien disziplinierter, als viele andere europäische Länder - und es ist auch nicht besonders lustig. Aber es unternimmt die richtigen Dinge, um ein solides Land zu werden." Auch in Deutschland werde derzeit nicht gesehen, dass Italien im Prinzip doppelt zahle, sagte er: einerseits die Anteile für die Rettung anderer kriselnder Euro-Staaten - andererseits aber auch höchste Zinsen für Staatsanleihen. "Grund dafür ist die angespannte Lage auf den Finanzmärkten."
Kritik an Fekter
Spätestens nachdem Österreichs Finanzministerin Maria Fekter ein Hilfsprogramm für Rom am Montagabend nicht ausschließen wollte, zittert Europa um ein Schwergewicht, das nach einhelliger Expertenmeinung zu groß für den Rettungsschirm wäre. Monti kritisierte Fekter für diese Äußerung und bekräftigte: "Italien ist ein Land, das ohne viel Lärm Verständnis für den notwendigen Wandel beweist. Das Land verändert sich."
Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hat indes dem italienischen Regierungschef in der Schuldenkrise den Rücken gestärkt. Schäuble sagte der italienischen Zeitung "La Stampa" vom Mittwoch, Italien müsse zwar die von Monti angeschobenen Reformen umsetzen, um nicht das nächste Land zu werden, dass von der Euro-Schuldenkrise angesteckt werde. Wenn das Land aber Montis Kurs folge, "wird es keine Risiken geben".
Auch Spanien sei auf dem richtigen Weg, sagte Schäuble. Das Land habe zwar Probleme mit seinem Bankensektor. Er sei sich aber sicher, dass Spanien diese Probleme löse.
Das hoch verschuldete Italien war zuletzt an den Finanzmärkten verstärkt als möglicher weiterer Kandidat für Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm gehandelt worden. Spanien hatte am Wochenende angekündigt, Milliardenhilfen seiner europäischen Partner zur Lösung seiner Bankenkrise beantragen zu wollen.
(APA)